IFA Berlin: Alle gegen Apple – doch Apple schlägt zurück

„Wir sind Zeitzeugen einer Revolution, nämlich tatsächlich der digitalen Revolution.“ Mit diesen Worten eröffnete Deutschlands Wirtschaftsminister Philipp Rösler am Freitag die weltgrößte Elektronikmesse IFA in Berlin. 1400 Aussteller stellen bis zum 7. September die Weiterentwicklungen ihrer Geräte vor. Viele von ihnen sagen dabei einem den Kampf an, der gar nicht da ist. Denn der Computer-Riese Apple ist traditionell nie auf der IFA vertreten. Umso mehr wollen die Konkurrenten die Chance nutzen, bei Tablet-PCs und Notebooks Boden gegenüber Apple gut zu machen.

Doch schafft es wirklich jemand ernsthaft Apple Konkurrenz zu machen? So ist etwa das iPad von Apple mit 9,7 Zoll (24,63 Zentimeter) Bilddiagonale relativ groß. Samsung präsentiert auf der IFA ein neues, wesentlich kleineres Tablet: Das Samsung Galaxy Tab 7.7 hat eine Displaygröße von 7,7 Zoll. Noch kleiner ist mit 5,3 Zoll das Galaxy Note, mit dem Samsung die Nische zwischen Tablet und Smartphone besetzen will. Auch Acer startet mit Acer Iconia Tab A100 eine 7-Zoll-Vari-ante. Fast alle neu präsentierten Tablets laufen auf dem Google-Betriebssystem Android – zumindest das hat Apples iOS bereits überholt.

Sony führt den Tablet-Wahn noch einen Schritt weiter. So sind das neue „Tablet S“ (zehn Zoll) und das „Tablet P“ (zusammenklappbar mit zwei 5,5-Zoll-Displays) Playstation-zertifiziert, man kann somit Playstation-Spiele darauf spielen. Zudem sollen die Tablets künftig in ein „Kommunikationsnetz“ („Sony Entertainment Network“) eingebunden werden: Mit seiner Infrarotschnittstelle kann das „Tablet S“ als Fernbedienung für das TV-Gerät benutzt werden. Zudem lassen sich Bilder, Videos oder Musikdateien einfach auf das TV-Gerät ziehen und können darauf angesehen bzw. abgespielt werden.

Ebenfalls die Notebook-Hersteller einen Schritt zum Konkurrenten Apple aufholen. Denn in den vergangenen Jahren hat es auf dem PC-Markt nur wenig Innovation gegeben. Neu sind nun die so genannten „Ultrabooks“, besonders leichte und leistungsfähige Notebooks. „Das Ultrabook gibt uns die große Chance, den PC-Markt wieder nach vorn zu bringen“, sagte Acer-Manager Campbell Kan am Freitag auf der IFA und stellte das erste Acer-Ultrabook Aspire S3 vor. Es misst laut Kan an der dicksten Stelle 17 Millimeter und soll dem Vorreiter – wieder einmal Apple mit seinem „MacBook Air“ – den Wind aus den Segeln nehmen. Die Markteinführung ist bis Oktober geplant, zu Preisen zwischen 799 und 1199 Euro.

Neben dem Kampf gegen Apple und der Vernetzung der Geräte (z. B. Smart-TV) geht es technologisch bei der IFA vor allem um die „Dreidimensionalisierung“. Nicht nur TV-Geräte, auch Notebooks, Smartphones, PC-Monitore, Videokameras und Projektoren kommen ohne 3D anscheinend nicht mehr aus. Dafür hat die IFA eine eigene 3D-Zone eingerichtet.

Ein Beispiel ist Toshiba: Die neuen TV-Geräte können nicht nur 3D-Filme – mit oder ohne Brille – zeigen, sondern auch mit Gesichtserkennung den Zuschauer identifizieren und dessen individuelle Bild- und Ton-Einstellungen vornehmen.

Eine weitere Art von „3D“ fasst eine andere Branche ins Auge: Navigationsgeräte haben zuletzt unter den Navi-fähigen Smartphones stark gelitten. Navi-Hersteller Garmin, der im Juli den Konkurrenten Navigon geschluckt hat, bietet als Neuheit 3D-Traffic, einen neuen Verkehrsinformationsdienst, mit dem Staus besser umfahren werden können. (ee)

Doch Apple ist natürlich nicht unaufmerksam und lässt sich nur ungerne die Show stehlen: Mitten während des zweiten Messetages erreichte Samsung heute ein Schreiben von Apple. Was genau darin stand, ist zwar nicht bekannt, doch die hastigen Handlungen in Halle 20 lassen den Inhalt erahnen: Hastig wurden alle Galaxy Tabs entfernt und jegliche Werbung dafür verhüllt und versteckt. Der Tisch, auf dem bis gegen Mittag noch zahlreiche Galaxy Tab 7.7 lagen, ist jetzt voller Galaxy Note Smartphones. Und die entsprechende Beschriftung „Samsung Galaxy Tab 7.7“ wurde ebenfalls hastig abgekratzt, sodass dort jetzt nur noch „Samsung“ steht.

Nachdem das Galaxy Tab 10.1 schon nicht auf der IFA gezeigt werden durfte, sind jetzt also auch alle anderen Samsung-Tablets von der Messe verschwunden. Es ist zu vermuten, dass Apple in den Geräten eine hohe Produktgleichheit zum 10.1 sah und dementsprechend drohte. Die Einstweilige Verfügung des Landgerichts Düsseldorf sieht für Samsung im Falle eines Verstoßes gegen die Bestimmungen nämlich ein Ordnungsgeld von 250.000 Euro pro Fall vor. Obwohl nicht klar ist, ob die Düsseldorfer Verfügung tatsächlich auch das Galaxy Tab 8.9 oder 7.7 betreffen würde, scheint Samsung lieber auf Nummer Sicher zu gehen und entfernt die Produkte von der Messe, bevor am Ende womöglich noch eine Millionenstrafe fällig wird. Die nächste Verhandlung im Rechtsstreit zwischen Apple und Samsung ist auf den 9. September terminiert.

Festplattenhersteller Seagate bringt zur IFA für Deutschland und Österreich eine neue Lösung auf den Markt, mit dem iPhone und iPad um 500 Gigabyte Speicher zu einem vernünftigen Preis „aufgerüstet“ werden können. Daheim, und unterwegs. GoFlex Satellite heißt die Seagate-Festplatte. Sie kann sich über WiFi Direct (802.11 b/g/n) mit dem iPad ohne zusätzliches Netzwerk verbinden. Auf iPhone und iPad kannst Du dann über eine eigene App auf die 500 Gigabyte Speicher zugreifen. Das ist doch endlich mal eine vernünftige Neuerung!

Ob noch weitere nützliche Neuerungen auf den Markt kamen, können Sie noch bis zum 07.09.2011 selbst auf der IFA beurteilen.

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