Nanny McPhee lässt die Kuh fliegen

… naja, vielleicht nicht gleich die Kuh, aber sie lässt immerhin Schweine synchron schwimmen, was mindestens genauso unterhaltsam ist. Obwohl sich Emma Thompson explizit gegen den Gebrauch des Wortes „süß“ im Zusammenhang mit ihrem Film ausspricht, so bleibt einem als geneigter Zuschauer doch keine bessere Beschreibung der Szene. Und der Feldversuch im Kinosaal ließ auch leider kein anderes Urteil verlauten. Jedes Kind war mit Sicherheit gleichsam darüber amüsiert und ließ entzücktes Kichern verlauten.

Phil (Rhys Ifans) versucht seine Haut zu retten, indem er alles unternimmt, um von Mrs. Green (Maggie Gyllenhaal) die Farm abzuluchsen. - © 2010 Universal Studios

Eine zauberhafte Nanny – Knall auf Fall in ein neues Abenteuer ist die Fortsetzung des, wer hätte das gedacht, ersten Teils. Diesmal begibt sich unsere Zaubernanny auf eine Farm irgendwo in England, auf der es nicht chaotischer zugehen könnte. Während der Vater im Krieg kämpft, ist Mama mit allem was die Farm und ihre kleine Stelle als Ladengehilfin für eine etwas senile, ältere Dame betrifft, vollkommen überfordert. Da wird schnell mal der Mantel links herum angezogen oder die Haare werden mal nicht so sorgfältig gekämmt, wie es vielleicht angemessener wäre – in der Öffentlichkeit. Doch was tun, wenn man allein so dermaßen viel um die Ohren hat? Die Kinder erledigen derzeit die gesamte Farmarbeit und für Erziehung bleibt ohnehin keine Zeit mehr. Kleinere Streitereien werden nur oberflächlich behandelt – das müssen die Kleinen unter sich klären. Und zu allem Überfluss haben sich auch noch Cousin und Cousine für einen klitzekleinen Aufenthalt angekündigt. Schön verzogen kommen sie daher chauffiert und finden natürlich alles nur eklig und recht abstoßend. Teilen ist für beide ebenfalls ein Fremdwort und somit lässt der nächste Streit nicht lange auf sich warten. Aber das soll allerdings noch das geringste der Probleme aller sein. Da kann eigentlich nur noch eine helfen, und die kommt wie gerufen – Nanny McPhee.

„Süß“ kam es aus Stefan Raabs Mund am vergangenen Samstag bei Wetten dass ..? Emma Thompson stieß dies sofort sauer auf. Obwohl ich mir sicher bin, dass die Bemerkung nur der Schweinchenszene zuzuschreiben war, ließ sie sich dennoch nicht davon abhalten, einen kleinen Vortrag über Kindererziehung zum Besten zu geben. Ja, der Film hat die große Mission den Kleinen beizubringen, was es heißt, die Unterschiede der Menschen zu erkennen und zu akzeptieren, sich mit Dingen zu arrangieren, die vielleicht auch mal nicht so optimal im Leben ablaufen. Ob man jedoch einem Kind diese Art des Denkens über den Film so eintrichtern kann, wage ich zu bezweifeln. Denn in erster Linie sieht ein Kind einen solchen Film natürlich eher von der Seite des Unterhaltungsfaktors und nicht von der belehrenden Seite. Denn was sich unterbewusst festsetzt, kann mit Sicherheit auch nicht Frau Thompson steuern. Das soll jetzt auch bitte niemand falsch verstehen, ich verehre Emma Thompson aufs tiefste, und rein schauspielerisch enttäuscht sie hier nicht im Geringsten.

Nanny McPhee (Emma Thompson) auf dem Vormarsch - © 2010 Universal Studios

So, nun zum Film an sich. Besetzung, super. Emma ist, naja, abstoßend zu Beginn und aufgehübscht zum Schluss. Der Rest ist einfach Emma und einfach bezaubernd. Maggie Gyllenhaal, die ja jüngst am Oscar vorbei geschrammelt ist, und nun die überforderte Mutter spielt, kommt wunderbar, zauberhaft zerstreut rüber – fast als wäre ihr die Rolle auf den Leib geschrieben. Kleine Nebenrollen erhielten Ralph Fiennes als Lord Gray, und wenn ich mich nicht ganz getäuscht habe, Ewan McGregor taucht auch irgendwann auf. Maggie Smith, allen bekannt aus Harry Potter, spielt die senile Ladenbesitzerin Mrs. Docherty. Die Kinder – allesamt die nächste Generation der britischen Schauspielergarde – laufen glaubwürdig und in keiner Weise aufgesetzt durch die Kulisse. Und der älteste der Brüder, Asa Butterfield als Norman, erinnert sogar ein bisschen an Frodo. Aber das nur am Rande.

Alles in allem ist Eine zauberhafte Nanny – Knall auf Fall in ein neues Abenteuer ein in jeglicher Hinsicht unterhaltsamer und vielleicht sogar lehrreicher Film für die Kinder der Welt. Eltern werden mit Sicherheit im Kinosaal nicht fehlen, denn auch für sie wird sich der Besuch lohnen.

Fazit: „Wenn ihr sie braucht, aber nicht wollt, dann bleibt sie – wenn ihr sie wollt, aber nicht mehr braucht, dann muss sie gehen.“ – Nanny McPhee rockt die Hütte mit ihren unorthodoxen Erziehungsmethoden und geht dafür in die Annalen der Inforand’schen Filmredaktion ein, weil auch wir „Großen“ manchmal eine solche Nanny bräuchten.

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