12 Meter ohne Kopf: Schweighöfer macht sich zum „Depp“

Die Hanse ist den meisten von uns wohl vor allem ein Begriff aus dem Geschichtsunterricht oder aus bestimmten Strategie-Spielen für den PC. Ist schon ein super Verein. Aber was macht die Hanse, wenn der gemeine Pirat vor der Tür steht und ein Handelsschiff nach dem nächsten überfällt? Klar, die Bosse sorgen dafür, den Bösewichten das Handwerk zu legen.

Michi und Störti - Kumpels auf hoher (Nord)See - © Warner Bros. Pictures
Michi und Störti - Kumpels auf hoher (Nord)See - © Warner Bros. Pictures

Störtebeker ist hoffentlich jedem irgendwie schon mal untergekommen. Mit Sicherheit nicht persönlich, dafür ist er schon zu lange tot. Aber er war einst der Schrecken der Nordmeere, hier vor allem Ost- und Nordsee. Aus der Ostsee wurde er aufgrund seiner schonungslosen Umgangsformen verbannt. Und die Nordsee ist ja auch viel weitläufiger. Aber genug geklugscheißert. Seit heute kann auf jeden Fall die deutsche Antwort auf Fluch der Karibik in den Kinos bewundert werden. Und wie in der langatmigen Vorrede bereits angedeutet, handelt es sich um die schätzungsweise millionste Adaption der legendären Figur des Klaus Störtebeker und seinem nicht weniger sagenumwobenen Kumpel Gödeke Michels.

Störti (Ronald Zehrfeld) und Michi (Matthias Schweighöfer) sind Piraten durch und durch und halten die Hanse mit Chaos und Krawall ordentlich in Atem. Ein todesnahes Erlebnis lässt den Vollblutpiraten Störtebeker jedoch urplötzlich über den Sinn und Unsinn seiner Existenz nachgrübeln, und verlieben tut er sich obendrein. Das passt seinem Freund Gödeke allerdings so gar nicht in den Kram, denn der hat entschieden weniger Glück mit den Damen und will darüber hinaus düstere Geschichte schreiben. Und dann ist da natürlich noch die Hanse.

Somit wäre der Plot gelegt und die Piraterie kann losgehen. Und das tut sie, sogar mit überraschend viel Witz und Situationskomik, denn abgesehen von ein paar unnötigen Längen, die im Gesamteindruck allerdings zu verzeihen sind, gibt es in 12 Meter ohne Kopf tatsächlich ein bisschen was zu lachen. Voraus gesetzt, man erwartet nicht mehr als das, was der Film nun mal ist: Seichte Unterhaltung made in Germany.

Ach ja, verlieben darf er sich auch, der Störtebeker - © Warner Bros. Pictures
Ach ja, verlieben darf er sich auch, der Störtebeker - © Warner Bros. Pictures

Aber um dem Werk von Regisseur Sven Taddicken nun nicht die völlige Belanglosigkeit zu unterstellen, erfolgt an dieser Stelle der Hinweis auf den gewagten Teil des Experiments: Vermutlich damit neben der geschichtsgetreuen Mittelalterlichkeit nicht alles verstaubt, wird im feinsten heutigen Proleten-Slang geflucht und gemeckert, was das Zeug hält. Fick die Hanse eben. Und wen das stören sollte, der sei auf ein Zitat des Hauptdarstellers Matthias Schweighöfer hingewiesen: „Der Film heißt ja nicht: ‚Störtebeker – Eine Biographie. Authentisch und zeitnah‘.“ Das ist vollkommen richtig, und deswegen sollte der geneigte Kinozuschauer auch kein episches Historiendrama erwarten, sondern sich neben den zwei Hauptdarstellern vor allem an der außergewöhnlich gut besetzten Nebendarstellerriege erfreuen, die dem Seemannsklamauk den letzten Schliff gibt.

Fazit: Annehmbares Unterhaltungskino aus deutschen Landen. Etwas prollig, etwas kitschig, aber dafür kurzweilig und mitunter sogar witzig. Drei Sterne für das Endergebnis und einen für den guten Willen. Macht vier von fünf und somit einen erhobenen Daumen für 12 Meter ohne Kopf.

4 Sterne

Text: Angelika Vollmer & Steffi Böhm

Lesen Sie auch: Mit schnodderiger Schnauze und Spaß an Krawall

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=eV148xsqp1I[/youtube]

Bild: Warner Bros. Pictures/sbo

1 Kommentar

Kommentare sind geschlossen.