Eine Welle der Selbstjustiz alarmiert die Sicherheitsexperten in den USA. Dem Nachrichtenmagazin „Focus“ zufolge übt eine Studie der „Texas A&M University“ schwere Kritik an einer neuen Notwehrbestimmung, die es Bürgern erlaubt, Verbrechen gegen Leib, Leben und Besitz „unter Anwendung tödlicher Gewalt“ zu stoppen. Das so genannte „Stand Your Ground Law“, das 2005 erstmals in Florida eingeführt wurde und mittlerweile in über der Hälfte aller US-Staaten gilt, zeige „keinerlei abschreckende Wirkung“, bilanzieren die Autoren. Stattdessen sei die Zahl der „gerechtfertigten Tötungen“ in den USA um mehr als die Hälfte gestiegen, in Florida sogar um das Doppelte.
Recht auf Selbstjustiz hat keinerlei abschreckende Wirkung
Jährlich seien zusätzliche 500 bis 700 Tote zu beklagen. Das Gesetz weitet das Recht auf Selbstverteidigung deutlich aus. Wer sich oder andere bedroht fühlt, „hat keine Pflicht zum Rückzug“ mehr, sondern darf seine Position gegenüber einem vermeintlichen Täter auch mit der Waffe behaupten. Für Empörung hatte das „Stand Your Ground Law“ im Februar gesorgt, als ein 28-jähriger Wachmann in Florida angeblich aus Notwehr einen unbewaffneten 17-jährigen Schwarzen erschoss und von der Polizei zunächst auf freien Fuß gesetzt wurde. Seit dieser Woche soll eine unabhängige Kommission der US-Regierung klären, ob in Amerikas Justiz bei Fällen der Selbstverteidigung die Hautfarbe eine Rolle spielt.