Trynamite: „Bottrop hat mich hart gemacht“

Der Ruhrpott hat nun eines weniger: Den Ruf, schöne Sterne in den Pophimmel zu schicken. Trynamite nennt sich die Sängerin, die mit Titeln wie „Scheiß Männer“ die Aufmerksamkeit auf sich lenken will und dabei schon im Vorfeld Erwartungserwartungen erzeugt. Die 23-jährige ist dabei kein neues Sternchen: Miniplaybackshow als Kind, Casting-Shows als 16-jährige. Wer solch einen Drang zur Aufmerksamkeit hat, holt sich diese auch mit künstlicher Provokation: „Alle Männer in meinem Männermeer sind nur Penner und keine Männer mehr. Scheiss Männer!“ lautet der Refrain ihrer neuen Solo-Single. Weitere Gedanken zu diesem Thema: „Es gibt einen Gott, denn er hat mich geschaffen. Mein Arsch und meine Titten sind gefährliche Waffen“.

Versucht man die Geschichte der High Heels tragenden Trynamite zu erfahren, merkt man schnell, dass Frauen im Alter von Anfang 20 meinen, die Welt liege ihnen zu Füßen: Trynamite nimmt das Gespräch in die Hand. Mit unüberhörbarem Ruhrpott-Slang erzählt die portugriechin aus ihrem Leben: „Bottrop hat mich hart gemacht. Wenn du hier aufwächst, hast du erst einmal schlechte Karten. Das Einzige was dich besonders macht, ist dein Talent. Das ist die einzige Chance auszubrechen.“

Trynamite zwang ihre Eltern auf portugiesischen Feiern eine Gesangsanlage aufzubauen und lieferte sich Tanz-Battles mit ihren männlichen Freunden während der Schulzeit. Auf die Frage, warum sie als 16-jährige an Castingshows teilgenommen hat, antwortet sie ungewohnt ernst: „Es war mir eigentlich schnell klar, dass ich dort eher bei einer Art ‚Zirkus Roncalli‘ gelandet war, als in einer Talentschmiede. Trotzdem konnte ich zwei wichtige Dinge für mich lernen: Disziplin und wie man es nicht macht, wenn man ein eigensinniger Künstler sein möchte.“

Trynamite bekam bereits Features bei Das Bo, Jimmy Blue, U 96 und ging 2009 mit Peter Maffay auf Clubtour. Heute, mit 23 singt Trynamite Geschichten über ihre eigene Männerwelt, über Liebe, die sich zu „Hass auf
den letzten Blick“ entwickelt, Filmrisse und ihre Onenightstands.

Mit 23 Jahren ist es noch erlaubt, zu provozieren, denn dafür hat Gott uns auch bekanntermaßen diese spezielle Altersspanne „Anfang 20“ geschenkt: Hier darf noch gepöbelt werden, unreflektiert nachgedacht werden, und es dürfen die Waffen eingesetzt werden, die man eben in der Sturm- und Drangzeit einsetzt. Irgendwann ist diese Zeit auch vorbei und frau ist froh drum.