Schande – Neu im Kino

Südafrika ist scheinbar die neue Filmlocation. Nachdem Anfang dieses Jahres bereits ein kleiner Independentfilm namens „The World Unseen“ (dt. Titel „Die verborgene Welt“) 11 SAFTA*-Preise abgeräumt hat, startet nun ein weiterer in Südafrika gedrehter Indie-Film. Der Titel ist „Disgrace“ oder zu Deutsch „Schande“. Und gleich am Anfang wird man mit einem bekannten Gesicht aus oben genannter „verborgener Welt“ begrüßt. Denn Natalie Becker spielt ein kleine Nebenrolle und wenig später taucht dann auch noch David Dennis auf. Beide haben übrigens je ein sogenanntes Goldenes Horn auf den SAFTA bekommen.

Nun, wer aber übernimmt die Hauptrolle in „Schande“? Es ist kein geringerer als John Malkovich. Mr. Malkovich spielt einen in die Jahre gekommenen Literatur Professor, der aufgrund seines Casanova-Verhaltens recht große Probleme bekommt und dann schließlich von der Uni geworfen wird. Das gibt ihm die Gelegenheit, seine auf dem Lande lebende Tochter Lucy (Jessica Haines) zu besuchen. Nach ein paar mehr oder weniger erholsamen Tagen kommt es jedoch zu einem unerwarteten katastrophalen Zwischenfall, den beide so schnell nicht mehr vergessen werden …

John Malkovich als abgehalfterter Frauenheld Quelle: www.image.net
John Malkovich als abgehalfterter Frauenheld - Quelle: www.image.net

John Malkovich brillierte bislang in unzähligen Filmen. Manche lieben bzw. verehren ihn, und andere können nicht viel mit seiner Art des Schauspiels anfangen. Aber das ist nichts verwerfliches. Er ist ohne Frage nach wie vor einer der besten Schauspieler, den die westliche Welt vorzuweisen hat, und er kann im Grunde jede Figur mit Charakter versehen. Das spricht für ihn. Im vorliegenden Film jedoch kann man sich über den Sinn des Handelns streiten oder die Rolle einfach so hinnehmen, wie sie auf der Leinwand erscheint. Fakt ist, die Figur David Lurie ist solide dargestellt. Es gibt hier nichts zu zetern. Daher lässt sich vermuten, dass die Schwächen im Drehbuch zu finden sein müssen. So wird zum Beispiel nicht wirklich klar, warum David dies und jenes tut, nachdem man schon meinte, er hätte sein Leben geändert. Denn nach allem, was passiert ist,  besteht der einzige Fortschritt seiner Figur darin, dass er seine sexuellen Ausflüge bereut – wobei es sich allerdings hier nur um das letzte Abenteuer dreht. Alles andere bleibt irgendwie beim Alten, was doch recht unbefriedigend erscheinen mag. Hier sollte man vielleicht einen zweiten Gedankengang riskieren und darauf kommen, dass in der Realität nicht alles rosarot endet und der Prozess zum guten Finale manchmal auch etwas langwieriger ist. Das Leben ist eben kein Ponyhof – auch nicht immer im Film. Dennoch wünscht man sich, dass die Figuren an einigen Stellen ein bisschen mehr von sich preisgeben würden und an anderen Stellen vielleicht etwas weniger. So wirkt doch ein plötzlich offenstehender Bademantel, um mal ganz oberflächlich zu bleiben, nicht sehr spontan und ungewollt. Hier hätte Regisseur Steve Jacobs besser ausbalancieren und die Szene vielleicht nicht ganz so freizügig werden lassen können. Sowieso gibt es wirklich viel nackte Haut zu sehen. Es wird auf natürliche Schönheit gebaut und auch so dargestellt. Aber will das der Zuschauer? Was man sich dabei gedacht hat? Wer weiß das schon. Fakt ist, wer Hollywoodtitten oder Botox-geglättete Haut sehen möchte, ist hier fehl am Platz.

Lucy (Jessica Haines) gibt das Fleckchen Land, das sie besitzt um keinen Preis her.
Lucy (Jessica Haines) gibt das Fleckchen Land, das sie besitzt um keinen Preis her. - Quelle: www.image.net

Ferner wird in Schande auch ganz unverblümt mit Gewalt und dem Kopfkino des Zuschauers gespielt. Soll heißen, der Betrachter hört, was passiert, kann es aber nicht sehen. Das ist an den meisten Stellen auch wirklich besser, sonst wären wieder unzählige Aktivisten auf die Barrikaden gegangen oder es hätte wahrscheinlich Drohbriefe gehagelt.

Was bleibt jedoch am Ende des Films als Moral von der Geschicht‘? Die Welt da draußen ist unsicher. Selbst weites Land verheißt nicht zwangsläufig Frieden. Denn auch der Mensch ist nur ein Tier, das nicht zu zähmen ist.

Fazit: Ein Film, der einen leicht bedrückenden Nachgeschmack hinterlässt. Wird bestimmt nicht jedermanns Geschmack sein, aber dennoch bewegt sich das Werk über Mittelmaß. Und weil hier doch etwas realistischer als in blumigen Hollywoodproduktionen herangegangen wird, erhält der Film 4 von 5 Sternchen.

4 Sterne

Quelle: sbo


* SAFTA – South African Film & Television Awards

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