Missbrauch in der Katholischen Kirche: Die Opfer bleiben weiter Opfer

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In einigen Blättern der „Springer“-Presse befindet sich eine „Tomicek“-Karikatur: Da ist ein Balken zu sehen, auf dem „Missbrauchs-Studie“ steht, und an diesem Balken hängt ein sehr kleines Glöckchen. Unter dem Balken wiederum sieht man den Rücken eines Kirchenmannes, der die zuvor abgehängte Riesenglocke abtransportiert. Diese Karikatur sagt eine Menge über die Art und Weise aus, wie die Katholische Kirche die Missbrauchsfälle in den eigenen Reihen „aufarbeitet“, und die Signale, die sie seit Monaten aussendet, sind katastrophal. So wurde die Hotline für Missbrauchsopfer abgeschaltet, denn, so die Begründung, es kämen keine Anrufe mehr.

Was die zuständigen Kirchenmänner verschweigen, ist, dass sich einzelne Opfer sehr wohl weiterhin melden, dies allerdings bei Medien, in psychologischen Praxen oder aber in der Telefonseelsorge. Die Missbrauchten haben wohl Misstrauen gegenüber einer Telefonhotline eben der Organisation, in deren Mauern die Missbräuche stattfanden. Als vorläufiger Höhepunkt eines gewohnt katastrophalen Krisenmanagements hat die Katholische Kirche nun ihren Vertrag mit dem „Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen“ (KFN) „mit sofortiger Wirkung“ gekündigt, weil das Vertrauensverhältnis insbesondere zu KFN-Chef Pfeiffer „zerrüttet“ sei, so der zuständige Trierer Bischof Stefan Ackermann.

Experten verwundert das, denn das Institut habe „sehr zuverlässig“ gearbeitet, die Ergebnisse indes seien für die Katholische Kirche, „gelinde gesagt, unangenehm gewesen“, so ein Insider, der nicht genannt werden will, gegenüber „inforand.de“. So habe Ackermann in vergangenen Pressekonferenzen immer wieder versichert, man wolle „belastbare Zahlen“ haben bezüglich des Ausmasses der Missbrauchsfälle. Doch offenbar waren die Zahlen, die das KFN geliefert hat, „zu belastbar“, so die „inforand.de“-Quelle. Kurze Zeit hatte die Katholische Kirche den Eindruck vermittelt, es ginge ihr um ehrliche Aufklärung. Nun streiten sich Kirchenobere mit Instituten, und die Opfer bleiben einmal mehr auf die Strecke. „inforand.de“ hat eine Anfrage an Bischof Ackermann in Trier gestellt. Die Antwort steht noch aus.