Hitchcock – Ein Genie kehrt zurück auf die Leinwand

© 2012 Twentieth Century Fox

Wie bringt man einen Hit auf die Leinwand – ohne Special Effects oder neueste technische Errungenschaften? Wie fühlt es sich an, den Schaffensprozess von der ersten Minute an mitzuverfolgen? Wie bringt man ein Filmstudio dazu, einen Film, den niemand sonst machen wollte, in den Verleih zu bringen? All das sind Fragen die mit einem Namen beantwortet werden können – Hitchcock.

Wer kennt sie nicht – die wohl bekannteste Szene der Filmgeschichte? Dass der gesamte Film auf einer damaligen Buchvorlage beruht, weiß heutzutage noch kaum jemand. Auch dass der sagenumwobene Regisseur am Ende des Tages auch nur ein Mensch wie jeder andere war. Hitchcock zeigt mehr oder weniger beschönigt, dass der berühmte Regisseur nicht nur einen bestimmten Typ blondes Dynamit für seine Filme besetzte, sondern sich während der Produktionszeit in das Privatleben und die Psyche dieser Frauen hineindrängte. Und so ganz nebenbei erzählt er von der Entstehungsgeschichte eines der – zu seiner Zeit zumindest – schockierendsten Produkte der Filmfabrik Hollywood – Psycho.

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Das „Trio Infernale“ – Hitch umrahmt von seinen wahrscheinlich wichtigsten Frauen im Leben (© 2012 Twentieth Century Fox)

Doch was sagt man noch über einen Film, dessen Titel und Hauptdarsteller bereits für sich selbst sprechen? Anthony Hopkins war einer der ersten, die Interesse bekundeten, nachdem das Drehbuch zu Hitchcock vollendet war. Nur leider hatte er einen entscheidenden Makel, er ist im Vergleich zum wahrscheinlich größten Regisseur der Filmgeschichte geradezu ein Strich in der Landschaft. Un es ist gut, dass sich die Produzenten davon nicht abschrecken ließen, immerhin reden wir hier von Anthony Hopkins. Und wenn er sagt, er will, dann wäre man töricht, woanders weiterzusuchen. Das Resultat kann sich dank der Maskenbildnerriege sehen lassen. Hier hat sich die Mannschaft bei wirklich richtig ins Zeug gelegt. Die Figur Alfred Hitchcock besteht aus allem, was die Latexindustrie und deren Nebenzweige zu bieten haben. An seiner Seite wirkt Helen Mirren. Beide sind berühmt, weniger berüchtigt aber vor allem interessant. Allein die Dialoge zwischen beiden schlagen einen durchaus amüsanten und in jeder Minute unterhaltsamen Ton an. Der Rest wird sauber umrahmt von der Handlung und dem vorzüglichen Nebenncast – allen voran Toni Collette, die genauso auftritt, wie man sich eine Assistentin der 50er und 60er Jahre vorstellt. Toll! Und auch wenn man am Anfang und beim ersten Auftritt Hopkins‘ an DIE Rolle seines Lebens denken muss („Was wurde aus ihrem Lamm, Clarice?“), so wird es doch im Laufe der durchaus lohnenswerten 98 Minuten vollkommen egal, wer dahinter steckt. Es geht schließlich um Hitchcock, wer stellt da noch Fragen? Man möchte sich unterhalten wissen, man möchte sehen, wie es damals war. Das Filmgeschäft ist auch zu Zeiten der wahren Klassiker kein Zuckerschlecken gewesen. Auch hier mussten Verträge eingehalten werden und das unter noch viel strengeren Bedingungen, als es heute vielleicht der Fall ist. Aber Zeiten ändern sich, und bevor es hier vom Hundertsten ins Tausendste geht, kauft man sich doch erst einmal ein Kinoticket.

Fazit: Ein wirklich guter Film, der sogar Nichtkenner überzeugen dürfte und ein (keine Frage) unbedingtes Muss für jeden Film-Fan ist.

5 Sterne