GNTM: Heidi Klum ohne Zickenquote

Wo Heidis Topmodels landen, wissen wir spätestens seit dem vorangehenden Werbeblock auf der Onlineausgabe der ersten Folge von Staffel 5 ”Germanys Next Topmodel“: Barbara Meier, Gewinnerin aus Staffel 2, neben Antimodel Rainer Calmund in der Joghurt-Werbung. Für das seit letzter Woche laufende Spektakel haben C&A und Procter & Gamble wieder einen Deal hergestellt – also bleibt alles beim Alten. Die Finalistinnen werden ab Mai für Venus-Damenrasierer Beine zeigen und locker-flockig die neue C&A Kollektion nonchalance von der Stange präsentieren. Dass Heidis Top-Mädchen aus den vorherigen Shows hauptsächlich als Werbeträgerinnen für die kommenden Staffeln eingesetzt werden, ist allgemein bekannt, aber die Träume der nachrückenden jungen Damen sind hoffnungsvoll wie eh und je, was bereits in der gestrigen zweiten Folge der 5. Staffel tränenreich unter Beweis gestellt wurde.

Sparen in der Krise: Kein Miami, sondern Berlin.

Screenshot via Prosieben.de
Heidi Klum sucht schlanke, durchtrainierte Mädchen und wirft Hungerhaken aus dem Zug. Immerhin nicht aus dem fahrenden.

Die Vorentscheidungen wurden diesmal drastisch verkürzt: Nach lediglich einer Casting-Folge finden Heidis auserwählte Mädchen sich bereits zwischen den frischen Bezügen im eigenen ICE-Abteil von Köln nach Berlin wieder, wo die erste Challenge über Erfolg und Misserfolg entscheidet: Laufsteg im Bikini-Outfit bei bis zu 300 Stundenkilometern. Wer nicht laufen kann, muss fliegen – wenn auch nicht direkt aus dem fahrenden Zug. Heidis Versuche, medienpädagogisch Einfluss auf die Mädchen vor dem TV-Gerät zu nehmen (”Wir wollen schlanke, durchtrainierte Mädchen aber keine Hungerhaken“) bewahrheiten sich immerhin kurzfristig bei dem Ausschluss von Anwärterin Johanna, deren Beckenknochen wahrlich so spitz wie Nachbars Lumpi sind. Für das viel zitierte „Gesamtpaket“ hat das offenbar nicht gereicht. Erster Zickenalarm dann immerhin im Luxushotel in Berlin: Nach zwei Nächten auf Feldbetten in den Fernsehstudios, ist der Ansturm auf die begehrten Zimmerschlüssel enorm. Das Gesetz des Urwalds lässt so manches übermüdete Mädchen vorübergehend in der Hotellobby stehen – doch der Unmut hält sich in Grenzen.

Wo sind nur Gina-Lisa, Gisele und Tessa?

Irgendwie schade: Wussten die Damen in Fernsehdeutschland bislang spätestens in der zweiten Folge, welche Quotenzicke es unbedingt unter die Top 8 schaffen wird, tappt frau auf der Suche nach den Giseles, Tessas und Gina-Lisas in dieser Ausgabe auch am Ende von Folge 2 noch weitgehend im Dunkeln. Welche Antiheldinnen diesmal zu Publikumslieblingen avancieren und die Quoten an Heidis Laufsteg halten, bleibt also spannend. Wenig Gezicke auch bei den neuen Jury-Mitgliedern: Einfühlsamkeit und Verständnis überwiegen bislang noch harte Kritik und Leistungsantrieb. ”Diese Mädchen müssen als Anfängerinnen heute den Job von Profis machen“, entschuldigt Starfotograf und Jury-Mitglied Kristian Schuller seine Mädchen, die über zu enges Schuhwerk und die allgemeinen stressigen Bedingungen hinter den Kulissen der Berliner Fashionweek jammern. Allzu harte Kritik ist überdies auch nicht nötig: Alle Auserwählten schaffen den ersten Catwalk vor laufenden Kameras mit Bravour. Keine Pobacken blitzen unter den Minikleidern hervor, keine fragwürdige High-Heel-Akrobatik stört den durchgestylten Ablauf der Show. Während Heidi und ihre Jury erleichtert aufatmen, dürfte sich Begeisterung der ZuschauerInnen in Grenzen halten, und Heidi Klum muss zittern, denn eine weitgehend skandalfreie Staffel ohne ein größtmögliches Potenzial an Fremdschämerei könnte das baldige Ende der Topmodel-Maschinerie bedeuten. Ein absolutes „No-Go“.

von Lisa Wagner und Frieda Frenzel