Ein Russischer Sommer: Schauspielkunst mit Prädikat „Sehr gut“

Es gab da mal so einen Typ. Der war ein Graf und furchtbar berühmt, weil er zwei Werke der Literatur in der Welt verteilt hatte, welche eine Bewegung auslösten, die seinerzeit revolutionär war. Der Typ hatte eigentlich Geld wie Heu, doch das kümmerte ihn reichlich wenig. Er bevorzugte einen Lebensstil, der nicht auf prunkvolle oder reiche Besitztümer abzielte – weniger ist eben mehr. Spätestens jedem Deutsch-Leistungskursler ist er bekannt unter dem Namen Leo Tolstoi, richtig hieß er aber Lew Nikolajewitsch Tolstoi. Um sein Geburts- bzw. Sterbedatum ranken sich Legenden. Damals nahm man es in manchen Gegenden nicht so genau mit Daten. Aber egal. Heute kommt ein Film in unsere Kinos, der sich mit dem letzten Sommer vor Tolstois Tod befasst. Er gibt Einblicke in sein Leben aus sowohl familiärer als auch beruflicher – wenn man das so nennen kann – Sicht.

Der Privatsekretär und sein großes Vorbild beim Spaziergang - © Warner Bros. Pictures

Mit Christopher Plummer und Helen Mirren als Graf und Gräfin Tolstoi wurden zwei Schauspieler gewählt, die prima harmonieren. Spieltechnisch agieren beide glaubwürdig bis ins letzte Detail. Auf lieblos und langweilig dahin erzählte biografische Hintergründe, welche man vielleicht bei dem Thema vermuten mag und die sowieso keine Sau interessieren, wird weitestgehend verzichtet. Eckdaten gibt es dennoch, aber das Hauptaugenmerk gilt der Schauspielkunst.

Sogar die Nebendarsteller, Paul Giamatti, James McAvoy, Anne-Marie Duff oder Kerry Gordon, spielen routiniert und passen wunderbar in die Geschichte. Auch sie überzeugen – und ich war auch nach dem Film noch ein bisschen in die Paarkonstellationen verliebt.

Wer also Tolstois letzten Sommer „hautnah“ erzählt bekommen möchte, sollte diesen für 2 Golden Globes (und bestimmt auch bald für den Oscar) nominierten Film auf keinen Fall verpassen.

Fazit: Ein großartiger Film, dessen vielleicht bedrückend zu vermutendes Thema durch die Schauspielkunst einer herrlich sarkastischen Helen Mirren und eines eindringlich wuchtigen Christopher Plummer für jedermann zum erfrischenden Kinoerlebnis wird. Ein unbedingtes Muss für jeden Genre-Fan.