Das Leben ist nichts für Feiglinge – Deutschfilmdurchschnitt mit Hang zum Fremdschämen

© NFP Georges Pauly

Der Deutsche Film hat es mitunter schon schwer. Tragödien sind oft viel zu tragisch, Dramen zeitweise zu melodramatisch und Komödien, über die sollte man besser vielleicht schweigen. Ja, es gibt auch die eine oder andere Ausnahme, das hat die Geschichte bewiesen, doch manchmal kommt es einem so vor, als möchte der geneigte deutsche Filmemacher um jeden Preis den internationalen Markt erobern. Dabei wird am Produkt so lange geschraubt, bis nach dem dritten Knacken nichts mehr kommt. Dabei suchen viele Zuschauer die oberflächliche Unterhaltung, und selbst wenn man das versucht, so läuft man Gefahr mit dem Endergebnis den Zuschauer zum Weglaufen zu animieren.

Was hat das nun mit dem vorliegenden Film zu tun? Ganz einfach, aus einer simplen Story wird wieder gepusht, was das Zeug hält. Ein „Neuwitwer“ fällt in ein Loch der Einsamkeit, obwohl auch das nicht ganz richtig ist, denn begleitet wird er von seiner gerade zur Halbwaisen gewordenen Teenie-Tochter und seiner Mutter, die zu allem Überfluss mit Krebs diagnostiziert wird. Laut Informationstext sollte hier jeder mit Trauer anders umgehen. Das klingt im Voraus mutig, während des Films wird dies jedoch durch abgeflachte Darstellerkunst zum Teil – wenn überhaupt – nur angekratzt. Man kann bei den dargestellten Emotionen einfach keine gerade Linie finden. So wirkt doch alles recht oberflächlich und zu sehr erzwungen – das muss jetzt so!

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Paula und die ambulant zu behandelnde Gerlinde haben scheinbar zunächst nichts gemeinsam – nicht mal Spaß (© NFP Bernd Spauke)

Dabei hätten sich zwei der Hauptdarsteller – vielleicht aber auch nur der Regisseur – ein wenig mehr von der Dritten im Bunde abgucken können. Christine Schorn kommt zuweilen noch am lockersten rüber und riskiert hier und da auch mal ’ne kesse Lippe. Ihre trockene Art hätte den Film in eine gute Richtung bringen können. Doch leider wird ihr Auftritt durch Patzer-Gags wie „momentan wirft sich Gerlinde mehr ein als Amy Winehouse in ihren besten Tagen“ in die Fremdschämecke gezogen. Wer hat das nur ins Drehbuch geschrieben? Dieser Witz wird hochgelobt, und schmiert doch so ab, weil man hier unbedingt witzig sein will, was zu allem Überfluss deutlich spürbar ist. So hinterlässt er an der zugewiesenen Stelle vielleicht doch eher einen säuerlichen Beigeschmack – lustig ist eben irgendwie anders und war auch schon mal besser.

Was wird nun aus den anderen Darstellern? Helen Woigk zieht hier in ihrer ersten Filmhauptrolle ab und ihr Potential ist durchaus erkennbar, wenn sie nicht zu Tode regiert wird. Wir werden sehen, was die Zukunft für sie bereit hält. Der zweite Profi im Trio, Wotan Wilke Möhring, mag ganz schnuckelig sein, wie es gewisse Menschen behaupten würden, doch leider tut das nichts zur Rolle und selbiger auch nichts Gutes. Manchmal wäre ein bisschen weniger eben auch ein bisschen mehr. Das mag weniger an seinen Darstellungskünsten liegen als an der Zusammenwirkung zwischen Drehbuch und Regie. Da war scheinbar nicht mehr drin, und damit wird das Gesamtbild wohl auch leider der Buchvorlage nicht gerecht.

Muss man den Film nun gesehen haben? Eigentlich nicht. Und das bringt uns zum Fazit: Es ist eher ein Durchschnittswerk. Ja, es hätte schlimmer kommen können, aber in die Riege des Außergewöhnlichen wird er wohl niemals aufgenommen. Für „Deutsch-Film-Fans“ ist er durchaus sehenswert, und immerhin ist Christine Schorn für ihre Rolle als beste Nebendarstellerin beim Deutschen Filmpreis, der am 22. April 2013 verliehen wird, nominiert. Das spricht für sie aber nicht unbedingt für den Film, denn sonst wird er eher unter ferner liefen gehandelt werden.

3 Sterne