Curt-Goetz-Gesellschaft in Berlin gegründet

2013 jährt sich zum 125. Mal der Geburtstag von Curt Goetz. Grund genug für prominente Kulturschaffende, bundesweit die erste „Curt-Goetz-Gesellschaft e. V.“ (CGG) in Berlin zu gründen. Mit dabei: Der bekannte Schauspieler Wolfgang Bahro (Foto oben rechts mit dem Autor dieses Beitrags. Holger Doetsch), der auf vielen renommierten Bühnen steht, einem breiten Publikum allerdings in erster Linie als „Dr. Jo Gerner“ aus der RTL-Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ (GZSZ) bekannt sein dürfte. Bahro beklagt im Inforand.de-Gespräch, dass Curt Goetz „nicht zu dem Ruhm gekommen ist, den er verdient hätte“. Goetz sei ein „brillanter Autor und Stückeschreiber“, der „für mich völlig unerklärlich“ in Vergessenheit zu geraten droht. Ein Umstand, den selbst der deutsche „Literaturpapst“ Marcel Reich-Ranicki bereits mehrfach beklagt hat. Goetz habe „großen Ruhm“ verdient, und damit Curt Goetz nicht vergessen wird, und ihm eben jener Ruhm, von dem Bahro und Reich-Ranicki sprechen, zuteil werden kann, gibt es nun die CGG. Als wesentlichen Zweck der Gesellschaft nennt Bahro, dass die Öffentlichkeit auf das Werk von Goetz aufmerksam gemacht wird. Dies sei für ihn eine „dankbare Aufgabe“, da die Goetz-Stücke derzeit kaum mehr aufgeführt werden: „Seine Stücke müssen unbedingt in die Spielpläne der Theater aufgenommen werden!“, fordert Bahro, Goetz verdiene „eine Renaissance“.

Curt Goetz: Wenn ich ins Theater gehe, dann will ich lachen oder weinen. Und (…) will mich nicht genieren, daß ich gelacht oder geweint habe.

Der 125. Geburtstag des Schriftstellers, Regisseurs und Schauspielers biete hierfür einen guten Anlass. Erinnert werden müsse nicht nur an Goetz´ wesentliche Eigenschaft, seinen großen Humor und sein „Wortwitz“, wie es Bahro nennt. Dieser habe sich in seinen Werken eindrucksvoll niedergeschlagen: „Wenn man Curt Goetz Werke sieht, lächelt man beseelt. Sie sind keine ´Schenkelklopfer´, es ist auch keine ´Comedy´ wie man es heute kennt, sondern Curt Goetz macht die Menschen einfach fröhlich“. Seinerzeit schrieb ein Kritiker nach der Aufführung eines Goetz-Stücks am Berliner „Renaissance“-Theater über ihn: „Wenn die Leute vor Gelächter nicht gestorben sind, dann lachen sie heute noch.“ Goetz selbst meinte: „Wenn ich ins Theater gehe, dann will ich lachen oder weinen. Und wenn ich dann nach Hause gehe, dann will ich mich nicht genieren, daß ich gelacht oder geweint habe.“ Darüber hinaus, so betont es Wolfgang Bahro, dürfe Goetz´ Zivilcourage gegen die Nationalsozialisten nicht außer Acht gelassen werden und auch die Aktualität seiner Stücke. Bahro verweist in diesem Zusammenhang auf den Einakter „Lohengrin“, wo Goetz Verhaltensweisen von Bänkern in einem Insolvenzverfahren aufzeigt, die man von den heutigen Kreditinstituten durchaus kennt. Die ersten Stücke von Curt Goetz hat Bahro übrigens durch Prof. Erika Dannhoff (1909 – 1996) kennengelernt. Die große Schauspielerin war in den Jahren 1980 bis 1984 Bahros Lehrerin und hat selbst in etlichen Goetz-Stücken mitgespielt.

Das bekannteste Werk von Curt Goetz: „Das Haus in Montevideo“

Geboren wurde Curt Goetz als „Kurt Walter Götz“ am 17. November 1888 im rheinland-pfälzischen Mainz, er starb 1960 im Kanton St. Gallen. Anfangs studierte er Medizin, brach das Studium jedoch ab und wandte sich dem Film zu. Er wirkte in zahlreichen Stummfilmen mit und begann schon bald, selbst Drehbücher für Filme zu schreiben. Sein bekanntestes Stück dürfte „Das Haus in Montevideo“ (1951) sein, doch schrieb er auch Erzählungen, Drehbücher („Frauenarzt Dr. med. Hiob Prätorius“) und einen Roman. In „Das Haus in Montevideo“ mimt Curt Goetz den Professor Traugott Hermann Nägler, Eckart Dux wiederum, der die CGG mit gegründet hat, spielt die Rolle des Herbert Kraft. Dux ist neben Bahro einer der prominentesten und sachkundigsten Unterstützer der neuen Gesellschaft. Und Dux wird auch dabei sein, wenn sich die CGG am 1. Juli 2013 ab 18 Uhr im Berliner Hotel „Waldorf Astoria“ zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentieren wird. Gemeinsam mit Wolfgang Bahro und Rainer Gerlach präsentiert Eckart Dux aus diesem Anlass Goetz´ Einakter „Lohengrin“ als Live-Hörspiel. Der 2. Vorsitzende der CGG, Ronald Schaller, dazu gegenüber Inforand.de: „Es war überfällig, die Werke von Curt Goetz aus dem Dornröschenschlaf zu holen.“ Ein Schwerpunkt der Arbeit des Vereins liege deshalb in Kooperationen mit Theatern und freien Ensembles, damit diese möglichst regelmässig Goetz-Stücke spielen. Schaller kündigte zudem um den 17. November herum „Curt-Goetz-Festspiele“ an.

Prominente Träger des „Curt-Goetz-Rings“ und ein Ehrengrab in Berlin

Nach dem Tode von Curt Goetz im Jahr 1960 stiftete seine Witwe Valérie von Martens zu seinem Andenken einen „Curt-Goetz-Ring“. Dieser wird nur alle fünf Jahre vergeben, und die Trägerinnen und Träger sind auch ein Symbol für die Bedeutung Goetz´: Der erste Preisträger war 1985 der Schauspieler Carl-Heinz Schroth. Der gab ihn dann weiter an seine Kollegin Anaid Iplicjian. Es folgten Wolfgang Spier, Nicole Heesters und Ilja Richter. Letzterer entschied dann, dass der aktuelle Träger der brillante Kolumnist (u. a. „DIE ZEIT“, „Tagesspiegel“), Schriftsteller und Journalist Harald Martenstein sein soll. Martenstein trägt den Ring seit 2010.

Inmitten des Naziterrors ging Goetz 1939 nach Los Angeles, wo er vom Filmgiganten „MGM“ unter Vertrag genommen wurde. Dort schrieb er unter anderem das Drehbuch zu Greta Garbos Film „Two-Faced Woman“. 1946 kehrten er und seine Frau Valérie von Martens dann in die Schweiz und nach Berlin zurück. Der Ruhm seiner höchst amüsanten Werke erreichte seinen Höhepunkt in den 1950er Jahren. Schon damals meinten seine Kritiker, dass Goetz´ Werke wesentlich interessanter seien als die von Oscar Wilde. Eine Haltung, die 2010 in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ auch Marcel Reich-Ranicki vertrat. Gleichwohl war der weltberühmte Curt Goetz nach seinem Tod im Jahre 1960 verblüffend rasch vergessen worden. Immerhin erhielt er ein Ehrengrab auf dem Berliner Waldfriedhof, da er lange in der Stadt lebte. Auch war er Mitglied der Berliner „Akademie de Künste“. Eine Ehrentafel für Curt Goetz gibt es am Haus Fredericastrasse 1, diese ist jedoch fehlerbehaftet. Nach Goetz´ Beerdigung sagte seine Witwe Valérie: „In Berlin wurde er aufgebahrt. Seine geliebten Schauspieler haben ihn auf ihren Schultern auf die Bühne getragen, von der er ihnen, gar nicht lange zuvor, mit so viel Haltung eine Liebeserklärung machte.“ Nun, 53 Jahre nach Goetz´ Tod, hat es sich die neu gegründete Curt-Goetz-Gesellschaft zur Aufgabe gemacht, für diesen großen Spötter und Pointenkünstler eine Liebeserklärung abzugeben.

© CGG (c) ronald schaller
© CGG (c) ronald schaller
Informationen über…

… Curt Goetz: www.curtgoetz.de; www.curt-goetz.at

… die Curt-Goetz-Gesellschaft: Eine Homepage wird derzeit erarbeitet. Bis dahin können Fragen an den 2. Vorsitzenden der Gesellschaft, Ronald Schaller, gestellt werden: schaller@curt-goetz-gesellschaft.de

… Wolfgang Bahro: www.wolfgangbahro.de

… Prof. Erika Dannhoff: http://www.cyranos.ch/smdann-d.htm

Weitere Informationen über Curt Goetz findet man auch auf der Homepage des Berliner „Renaissance-Theaters“, wo er viele Jahre wirkte: www.renaissance-theater.de/cms.php?id=18