Die Hoffnung bleibt, dass sich bei Germany‘s Next Topmodel noch der handgreifliche Zickenkrieg ausbreitet. Während die ersten vier Folgen der fünften Staffel von GNTM 2010 eher einem Streichelzoo gleichkamen, wurden gestern das erste Mal die Krallen herausgefahren und das sanfte Miauen der Catwalk-Kandidatinnen erhielt den ersten Hauch des Brüllens einer Raubtierclique.
Hoffnungsvoll auch das Thema der Show – es ging den Haaren an den Kragen. Haare ab, Umstyling angesagt, Typveränderung. Heidi Klum freut sich, und die Mädchen fürchten sich vor der Schere. Wie unrealistisch ihr Blick auf das normalbürgerliche Leben ist, zeigt Heidi Klum gleich im ersten Anlauf und macht erst einmal das Friseurhandwerk rund: ”Die haben Frisuren vom Wald- und Wiesenfriseur“ und sollen nun auf Produktionskosten je einen 500-€-Haarschnitt vom New Yorker Hairstylisten erhalten. Wer also als Nicht-Topmodelkandidat keine 500 € für einen Haarschnitt ausgeben will, geht laut Heidi klum zwangsläufig zum Wald- und Wiesenfriseur.
Der New Yorker Starfriseur, kein Wald- und Wiesenfriseur, soll Stuntfrau Miriam verschönern, während diese das erste Mal Tränen der Wut verdrückt. ”Ich habe mein Leben lang alleine Entscheidungen getroffen“, und muss sich nun vorschreiben lassen, ob ihr Haar weiterhin blond und lang oder braun und kurz sein soll. Nachdem klar ist, dass sie keine Glatze bekommt und ihren Style behalten darf, lästert Miriam und versteht den ”Weiberkram“ nicht, wenn die anderen Mädchen um ihre Haare bangen. Konsequente Haltung der Quotenburschikosen: Erst selbst heulen und es dann als Weiberkram bezeichnen. Laura muss ihre Extensions lassen und erinnert nun an die jüngere Schwester von Winona Ryder. Kein Wunder also, dass sie laut Bericht der Bild-Zeitung in Zukunft zu den Top 5 gehören soll.
Die Mädchen sollen diverse Castings durchlaufen und Juror Q brilliert mit Wortakrobatik: ”Nimm alles mit, was Du als Model brauchst“ spricht er das Mädchenkollektiv an und erinnert somit ganz subtil daran, dass sich das Wort ”Kollektiv“ im Singular befindet und man durchaus eine Gruppe Menschen nicht mit ”Ihr“, sondern auch mit ”Du“ ansprechen darf. Wenn Q wenigstens die Pausen beim Sprechen richtig setzen würde, könnte man auf die Idee kommen, dass dieser Satz tatsächlich aus seinem Munde stammt, aber mit falscher Intonation kommt schnell der Verdacht, dass der 27-Jährige seine Sätze vorgeschrieben bekommt. Die Mädchentruppe um Heidi Klum versagt im Kollektiv. Die einzige die ein Casting gewinnt und den Catwalk auf der New York Fashion Week betreten darf, ist Alisar.
Beim Fotoshooting wird das Geheimnis der festgenommenen Heidi Klum gelüftet: Die Mädchen sollen diese Szene nachspielen und meistern diese Aufgabe mit Werten zwischen Schlaftablette (Alisar) und Beinaheprügeleien (Miriam). Hanna heult in gewohnter Manier, Jacqueline setzt ihre High Heels ein und zerstört den Blinker des Polizeiautos, Pauline darf das erste Mal ihre Schauspielkunst beweisen.
Der Entscheidungswalk in New York zeigt, dass das Obrigkeitsregime by Heidi Klum ganz groß geschrieben wird und Meinung und Kontra in der Glitzerwelt nichts zu suchen haben: Luisa Krüger löst den lang ersehnten Zickenkrieg aus und fetzt sich mit Juror Q. Dadurch darf sie gerade noch einmal eine Runde weiter, denn das Konzept von GNTM funktioniert nur mit Quote – und einem großen Zickenschlachtfeld.
Rausgeflogen ist:
Lara Emsen
Folgende Mädchen sind weiter:
Louisa Mazzurana, Pauline Afaja, Neele Hehemann, Alisar Ailabouni, Nadine Höcherl, Laura Weyel, Miriam Hüller, Leyla Mert, Jacqueline Kohl, Viktoria Lantratova, Hanna Bohnekamp, Catherine Kropp, Wioleta Psiuk, Luisa Krüger.
Ich hatte mich so gefreut, als Luisa dem Q mal die Meinung gesagt hat. Ich mag sie zwar eigentlich nicht, aber sie hatte Recht und es ist schon schlimm, dass die Chancen sinken, wenn man Widerworte gibt (das hat Heidi Klum echt gesagt!) All die Mädchen bei GNTM werden von Jahr zu Jahr angepasster und langweiliger, die Show erinnert an die Ausbildung zum Soldat: Schnauze halten und Befehle befolgen.