BAMBI: Roland Emmerich gedachte Uschi Obermaier

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Alle Jahre wieder vergibt der Hubert Burda Verlag „Deutschlands wichtigsten Medienpreis“ – das zarte Goldreh namens BAMBI.  Bei der 61. Preisverleihung, die in diesem Jahr in Potsdam stattfand, drehte sich alles um das 20-jährige Jubiläum der deutschen Wende: Mauerfall-Altkanzler Helmut Kohl, welcher der Preisverleihung aus gesundheitlichen Gründen fern bleiben musste, bekam den „Millenium-BAMBI“ per Videoschaltung von Theo Waigel überreicht und signalisierte durch (selbst)gefälliges Kopfnicken volle Zustimmung zu der nicht enden wollenden Laudatio seines Kollegen. Übel konnte man es ihm allerdings kaum nehmen: Kohls gesundheitlicher Zustand erscheint besorgniserregend; seine Dankesworte waren streckenweise kaum zu verstehen.

Die Boxer-Brüder Vladimir und Vitali Klitschko bekamen auch BAMBIs
Die Boxer-Brüder Vladimir und Vitali Klitschko bekamen auch BAMBIs (Quelle: Image.net)

Ähnliches passierte leider auch der kerngesunden Moderatorin des Abends, Katarina Witt, deren hölzerne Witzchen zwar akustisch einwandfrei zu vernehmen waren, jedoch aufgrund der leidenschaftslosen Vortragsart in verpufften Pointen zerfloss. Auch Co-Moderator Tom Bartels glänzte nicht eben durch besonders viel Esprit. Keine Lacher für Kati und Tom. Wohl aber für die Ehefrau von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, der aufgrund der aktuellen Nachrichtenlage dem Medienspektakel fernblieb und seiner Angetrauten Stephanie kurz vorher seine seitenlange Laudatio auf Bayern-Chef Uli Hoeneß in die Hände gedrückt hatte, der mit dem „Wirtschafts-BAMBI“ ausgezeichnet wurde. Zwar etwas holprig, dafür trotzdem mit mehr Charme und Witz als die restlichen Gäste des Abends zusammen, manövrierte sich die Ministergattin im schicken roten Abendkleid durch die entsetzlich langatmige Rede ihres Mannes und hätte sich damit eigentlich das Recht auf einen schnell neu zu erfindenden Ehren-BAMBI verdient, in der Kategorie „Souveränste Bühnenpräsenz des Abends“, oder so.

Bekam den BAMBI zum Glück für ihre Darstellung als Romy Schneider und nicht für ihre Frisur: Jessica Schwarz (Quelle: Image.net)
Bekam den BAMBI zum Glück für ihre Darstellung als Romy Schneider und nicht für ihre Frisur: Jessica Schwarz (Quelle: Image.net)

Doch dafür war im straff gespannten Programm der Live-Show wohl leider keine Zeit. Neu erfundene BAMBI-Kategorien gab es aber auch an diesem Abend wieder. Der Ehren-BAMBI in der Kategorie „Deutsche in Hollywood“ wurde gerecht zwischen den Damen und Herren Michael Ballhaus, Caroline Link, Florian Henckel von Donnersmarck, Oliver Hirschbiegel und „Zerstörer“ Roland Emmerich aufgeteilt. Letzterer schaffte es unfreiwillig dann doch noch, die Menge im Saal zum Lachen zu bringen, indem er der legendären 68erin Uschi Obermaier fälschlicherweise eine mehrfache BAMBI-Auszeichnung unterstellte. Dass es sich dabei eigentlich um Uschi Glas gehandelt hatte, die der Veranstaltung auch in diesem Jahr wieder beiwohnte, fiel dem Schwaben allerdings dann doch noch ein.

Insgesamt erlebte die Veranstaltung dennoch eine deutliche Verbesserung zum Vorjahr, als die internationalen Star-Gäste Meg Ryan und Keanu Reeves sich genauso unschlüssig wie vermutlich alle FernsehzuschauerInnen darüber waren, aus welchem Grund sie die Tier-Trophäen eigentlich in die Hände gedrückt bekamen. Viel überzeugender freute sich hingegen gestern Abend die Engländerin Kate Winslet, die den BAMBI für ihre Rolle als KZ-Aufseherin in der Verfilmung von „Der Vorleser“ erhielt. Das possierliche Goldkitz wolle sie sich mit ihrem jungen deutschen Filmpartner David Kross teilen, erklärte die „Oscar“-Gewinnerin strahlend.

Ehrlich überrascht: Nach einer niedlichen Laudation seiner Tochter Jette stand Designer Joop völlig perplex auf der Bühne in Potsdam (Quelle: Image.net)
Ehrlich überrascht: Nach einer niedlichen Laudatio seiner Tochter Jette stand Designer Joop völlig perplex auf der Bühne in Potsdam (Quelle: Image.net)

Den BAMBI in der Kategorie „Internationaler Schauspieler“ an den Österreicher Christoph Walz für seine Rolle als SS-Oberst im Tarantino-Spektakel „Inglorious Basterds“ zu vergeben, war ebenfalls clever gelöst von den Verantwortlichen und wesentlich einfallsreicher, als krampfhaft nach „echten“ Hollywood-Stars zu fahnden.

Mit der Vergabe des BAMBIs für sein Lebenswerk an Maximilian Schell und einer fünfzehnminütigen Überziehung ging die Gala der großen Roben schließlich ihrem Ende entgegen. Glück für alle FernsehzuschauerInnen, die die Fernbedienung verlegt hatten: Peter Maffay und sein Chor „Die Kinder der Einheit“ fanden keine Gelegenheit, den Gassenhauer „Über sieben Brücken musst Du gehn“ ein zweites Mal zum Besten zu geben.

Quelle: Frieda Frau