8. Türchen: Der Mythos der Kirschen im Sommer

Ob Weihnachten oder Ostern stellt sich ab einem gewissen Zeitpunkt nicht wirklich. Spätestens, wenn der geneigte Inforand-Leser mit den Osterbräuchen und feuchten Wet-Shirt-Contests durch ist und die Inforand-Redaktion für komplett antiweihnachtlich erklärt (womit er Recht hätte), sind Festtage oder Jahreszeiten keine stabile Größe mehr für den Adventskalender. Schokoladentürchen und weihnachtliche Basteltipps waren gestern. Für das heutige Türchen wollen wir mit Euch wieder ein bisschen gut Kirschen essen – weihnachtliche Kirschen versteht sich, vielleicht sogar die Kirschen, die auf einem weihnachtlichen Gebäck landen. In Zeiten von Global Warming und omnipräsenten Konservierungsstoffen spielt die Jahreszeit, in der es Kirschen zu essen gibt, sowieso keine Rolle mehr und somit sinnieren wir heute über vorweihnachtliche Kirschen und der Frage, ob sich Kirschen essen mit Wasser trinken – Weihwasser natürlich, denn man geht ja in die Kirche so kurz vor Weihnachten – verträgt.

Genauso wie der Weihnachtsmann, das Christkind, der Osterhase und der Nikolaus ist auch die Unverträglichkeit von Kirschen und Wasser ein Mythos, der uns in der Kindheit eingetrichtert wurde: Never ever Kirschen mit Wasser! Diese Ehe funktioniert nicht (womit es auch keine Ehe mehr wäre, sondern eine kurze Begegnung, quasi ein One-Night-Stand).

Inforand hat Tage und Nächte mit Recherchen, Feldstudien und Selbstversuchen zugebracht, um zu erfahren, wie Kirschen mit anschließendem Wasserkonsum klarkommen. Und wir haben festgestellt: Es funktioniert sehr wohl!

Aber wie kamen unsere Mütter eigentlich darauf, uns dieses Kirschenmärchen zu erzählen?

Auf der Schale der Früchte sitzen Hefepilze. Diese werden eigentlich von der Magensäure abgetötet. Wenn aber nach dem Kirschenkonsum reichlich Wasser getrunken wird, wird die Magensäure verdünnt und die Hefe kann ungehindert den Zucker im Obst zu Alkohol vergären. Im Magen würde somit der Piemontkirschen-Effekt passieren: Aus stinknormalen Kirschen im Magen wird eine Mon Chérie, die man an Weihnachten auch gerne verschenken kann.

Entwarnung in jeder Hinsicht, denn die Ursache für dieses fiese Gerücht stammt aus den tiefsten Brunnen, die das späte Mittelalter nur hergeben konnte: von zweifelhafter hygienischer Qualität ist alles, was Bauchschmerzen verursacht. Womit wir wieder den Spagat zum christlichen Adventskalender gemacht haben: Was irgendwann mal vor paar Hundert Jahren ausgedacht wurde, ist lange nicht mehr aktuell. Siehe Adventskalendertürchen Nummer 3.

Quelle:pixelio.de/Helga Schmadel

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