Weltrekord: Armkrampf für mehr Menschlichkeit

Seit über vier Stunden sitzen Jack Tsonis und Lindsay Morrison sich nun schon gegenüber und schütteln sich unermüdlich die Hände. Es ist Montag, der 21. September – Internationaler Weltfriedenstag und vielleicht auch ein historisches Datum. In den Studios von ABC Radio in Sydney versuchen die beiden Australier seit 6:40 Uhr in der Früh  einen neuen Weltrekord im „World’s Longest Handshake“ aufzustellen – und nebenher ein paar Dollar für den guten Zweck zu sammeln.

Lindsay Morrison: "Ich werde Jack danach nie wieder anfassen!" (Quelle: Inforand / avo)
Lindsay Morrison: "Ich werde Jack danach nie wieder anfassen!" (Quelle: Inforand / avo)

Ein bisschen müde sehen Sie schon aus, obwohl sie gerade erst ein Drittel des benötigten Pensums hinter sich haben. Zwölfeinhalb Stunden wollen die beiden Sydneysider die Hände nicht voneinander lassen – dann erst haben sie den aktuellen Rekord von elf Stunden offiziell geschlagen. Die 23-Jährigen haben sich eine fünfköpfige Helfercrew mitgebracht – für die moralische und physische Unterstützung unentbehrlich. Schon werden die Unterarme das erste Mal mit Anti-Krampf-Gel eingerieben, während Jack im Gespräch mit Inforand begeistert von seinem bisherigen Tageshighlight berichtet: Wrestling-Legende Hulk Hogan höchstpersönlich hat es sich nicht nehmen lassen, die tapferen Jungs im ABC-Studio zu besuchen. „Seine Hände sind so riesig wie Servierplatten“, grinst der Student. „Er hat uns ein bisschen Angst gemacht.“

Was wird die erste Amtshandlung sein, wenn sie den Rekord gebrochen haben? „Wir werden uns umarmen – und danach nie wieder anfassen!“ lacht Lindsay, der die Idee überhaupt erst aufbrachte. Auf seiner „Liste der 100 Dinge, die ich vor meinem Tod erledigen will“ stand auch das Vorhaben, einen Weltrekord aufzustellen. Ein Mann der Tat.  Sein Kumpel Jack ist noch nicht ganz überzeugt: „Ich komme mir ein bisschen lächerlich vor“, gesteht er und grinst verlegen in Richtung Kamera, die die Aktion der Jungs per Live-Stream direkt ins Internet überträgt. Und ein bisschen lächerlich sieht es auch irgendwie aus – aber was tut man nicht alles für den guten Zweck. 10.000 Dollar Spendeneinnahmen für zwei Charity-Projekte in Australien sind das anvisierte Ziel. „Das kriegen wir hin“, prahlen die Jungs selbstbewusst.

Jack Tsonis kam sich "etwas lächerlich" vor (Quelle: Inforand / avo)
Jack Tsonis kam sich "etwas lächerlich" vor (Quelle: Inforand / avo)

Später am Abend stöβt Inforand auf der „After-Show-Party“ in einem Pub auf Sydneys Broadway erneut auf die beiden sympathischen Helden. Der Rekord ist gebrochen. Exakt 12 Stunden, 34 Minuten und 56 Sekunden hat der neue „World’s Longest Handshake“ gedauert. Kurz gesagt 12:34:56. „Das ist doch eine cooler Rekord, oder?“ freut sich Jack, der erstaunlicherweise sein Bier in der rechten Hand hält. Wie fühlt er sich jetzt? „Gar nicht so schlimm, wie ich gedacht hatte,“ erklärt er. Doch ein Wehrmutstropfen mischt sich in die Weltrekordsfreude: Das Ziel von 10.000 Dollar konnten sie leider nicht erreichen. Jack sieht es jedoch positiv: „Wir haben über 4000 Dollar zusammen bekommen, das ist doch ziemlich gut!“ freut er sich. Und es kann mehr werden. Auf der Website der Jungs worldslongesthandshake.com können noch vier Wochen lang Spenden eingezahlt werden. Der Erlös kommt den Organisationen „Wayside Chapel“ in Sydney und der australische Stelle der „UN Refugee Agency“ zugute.

Jetzt bleibt eigentlich nur noch eine Frage offen: Würden sie es wieder tun? Jack zögert keine Sekunde mit seiner Antwort: „Niemals!“

Text: Angelika Vollmer

2 Kommentare

  1. Hey! Das müssen wir auch in Berlin machen! Bitte schreibt mal darüber, wenn sowas auch in Berlin gemacht wird, dann binich dabei!

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