Von Ingelheim nach Rom – Die Päpstin kommt

„Der Herr hatte seine Hand nach ihr ausgestreckt und sie musste nur nach ihr greifen.“
In einer Zeit, in der die Männer das Sagen hatten, in welcher der christliche Glaube über allem steht, wird ein Mädchen geboren. Die Mutter eine „dumme heidnische Satansanbeterin“ und der Vater ein fanatischer Dorfprediger, der die Lehren der Bibel auf seine eigene Art interpretiert. Für ihn, wie für viele Männer dieser Zeit ist es eine Sünde, wenn Frauen den Männern ebenbürtig gebildet sind. Also lässt sich das Mädchen entgegen dem Willen des Vaters im Lesen und Schreiben vom großen Bruder unterrichten und beschreitet damit einen Lebensweg, der zu dieser Zeit seinesgleichen suchen sollte …

Gerold und Johanna verbindet eine verbotene Liebe (Quelle: Constantin Film)
Gerold und Johanna verbindet eine verbotene Liebe (Quelle: Constantin Film)

Die Päpstin war bereits als Buch ein Bestseller und nun soll es auch im Kino weitergehen – mit dem Erfolg. Johanna Wokalek verkörpert die wohl sagenumwobenste Gestalt seit König Arthus. Ist es ein Bauernmärchen oder eine von ganz oben vertuschte Tatsache, dass das Oberhaupt der katholischen Kirche einst durch eine Frau Gestalt annahm. Es scheiden sich die Geister an diesem Thema. Gibt es doch genug, was dafür und was dagegen sprechen mag. Was jedoch sollte einen dazu bringen, in diesen 2,5-stündigen Film zu gehen, was heutzutage echt viel Sitzfleisch erfordert? Nun ja, es ist immerhin ein Werk, das seine Entstehung Sönke Wortmann verdankt. Reicht einem das nicht als Anreiz, so sollte man vielleicht mit dem Wort „Historienepos“ winken. Warum auch nicht, es ist schließlich eines. Wahr oder nicht, ist in diesem Fall irrelevant. Und groß wird es schließlich (irgenwann nach gefühlten 3 Stunden!!) schon, als Johanna – ähm, Pardon, Johannes zum Papst geweiht wird. Bis zu diesem Punkt gibt es Einblicke in Zeiten von einst, vom Frankenland mit mittelalterlichem Dreck bis nach Italien mit antikem Prunk. Überhaupt fällt auf, dass die Zeit, in der Johanna erwachsen wird, mit wesentlich dunkleren Bildern dargestellt ist, als jene Zeit, die sie dann in Rom verbringt. Auch beherbergt die Region ihrer Herkunft wesentlich mehr Leid und Elend, und dann kommt auch noch John Goodman! Manch einer wird seine „Erscheinung“ mit der Absicht, einen großen Namen in den Film zu bringen, interpretieren. Um auf Nummer sicher zu gehen, dass der Streifen ein Erfolg wird. Doch eigentlich lockert er die ganze Geschichte sogar ein wenig auf. Es ist eine Freude, ihn mal wieder in Aktion zu sehen. Gut, vielleicht ist es ein wenig gewagt, ihn einen Papst spielen zu lassen. Aber warum nicht? Er stellt ihn wesentlich glaubwürdiger dar, als man vielleicht denken mag. Johannas Gegenspieler, Anastasius, verkörpert durch Anatole Taubmann (kenn wa doch aus dem letzten Bond), kommt hingegen nicht ganz so gut davon. Er wirkt, offen gestanden, ein wenig blass und ist weitaus nicht so fies, wie er eigentlich hätte sein können.

Und es gibt noch eine Kleinigkeit anzumerken, denn Graf Gerold scheint den Jungbrunnen gefunden zu haben. Oder ist es gar das Leben auf dem Schlachtfeld, das ihn nicht altern lässt? Werden seine Falten und das evetuell wachsende graue Haar etwa durch Schwert und Schild gemildert? Sehr merkwürdig, ebenso wie die Tatsache, dass Johanna eine „genetische Ausnahme“ ist. So hat sie doch als Kind noch blonde Haare und als Erwachsene ist sie plötzlich brünett.  Hier sollte man als Laie vielleicht nochmal Medizin oder Biologie studieren, bevor man in diesen Film geht. Im Großen und Ganzen jedoch ist der Film einen Versuch wert. Auch wenn er gegen Ende hin doch ein wenig lang geraten ist, irgendwie sogar berechenbar und man geneigt ist, doch mal auf die Uhr zu gucken. Das ist nicht ganz so praktisch.

Was meint nun Inforand dazu? – Der Film ist ein bisschen zu sehr in die Länge gezogen. Erheiternde Augenblicke durch John Goodman und der mysteriöse Hintergrund machen das aber wieder wett. Ein schwacher Gegenspieler sorgt widerum für Punktabzug – 4 Sterne mit einem Auge zugedrückt.

4 Sterne