Steve Jobs – Der digitale Diktator?

Ein interessanter Bericht wartet heute Abend im ZDF Auslandsjournal auf das geneigte Publikum. „Guru“, „Genie“, „Messias“ oder schlicht „iGod“. Alles Begriffe, die auf einen Mann abzielen: Steve Jobs. Er hat aus Apple eine Großmacht geformt. Er hat den Computer,den Musikmarkt und das Kino revolutioniert. Mit dem iPad, das kommenden Freitag auch in die deutschen Läden kommt, will er jetzt auch den Zeitungs- und Buchmarkt umkrempeln. „Jeder Verleger sollte einmal am Tag beten, um Apple-Chef Steve Jobs dafür zu danken, dass er die Zeitungsindustrie rettet“, sagt der Springer-Chef Mathias Döpfner.

Der Grund für so viel Euphorie: Apples digitaler Kiosk, der so genannte App Store, soll die Internet-Generation dazu bringen, nicht nur für Musik und Filme, sondern auch für digitale Ausgaben von Zeitungen zu bezahlen – so zumindest die Hoffnung der Verleger. Dafür nehmen sie offensichtlich in Kauf, dass Steve Jobs in seinem digitalen Imperium auch die inhaltlichen Regeln bestimmt. Der App Store als Ebenbild eines amerikanischen Shopping-Centers soll sicher, sauber und familienfreundlich sein. „Wir zeigen in Europa relativ freizügig Damen ohne Oberbekleidung, das tun wir jetzt bei Apple so nicht, sondern blenden alle Fotos, die jetzt ohne Bikinioberteile geschossen sind, mit Sternen ab“, sagt Donata Hopfen, die Geschäftsführerin von „Bild digital“ gegenüber dem ZDF. So kommt es, dass amerikanische Moralvorstellungen plötzlich auch in Deutschland eine Rolle spielen. Jetzt fragen sich Kritiker, welche Inhalte Steve Jobs wohl als nächstes von seinem Tablett-Rechner verbannt.

Der Autor und Philosoph David Weinberger fordert im „auslandsjournal“: „Wir müssen das diskutieren. Wir müssen uns darum kümmern, was Apple auf unsere Computer und unsere Lesegeräte lässt.“ Im Internet karikieren Kritiker Steve Jobs bereits als Nord-Koreas Diktator Kim-Yong Il, der sich selbst „lieber Führer“ nennen lässt. So übertrieben das scheinen mag: Die Angst, dass der lange Arm des Apple-Chefs bereits zu weit reicht, ist für viele Kritiker nicht unberechtigt.

Für das „auslandsjournal“ hat sich der Blogger und ZDF-Reporter Mario Sixtus in das digitale Reich von Steve Jobs begeben, mit alten Weggefährten und neuen Kritikern gesprochen.