Romy Schneider. Legende und Mythos – und ein gefährliches Unterfangen, das Leben dieser Filmikone in all seinen zerrissenen Facetten verfilmen zu wollen. Die ARD hat es 27 Jahre nach dem tragischen Tod der Schauspielerin dennoch gewagt und Hauptdarstellerin Jessica Schwarz die Rolle förmlich „zu Füßen gelegt“, wie Programmdirektor Volker Herres vor Filmbeginn bei der Premiere in Berlin verriet. Trotz der vorhandenen äußeren Ähnlichkeit der Erbacherin mit Romy Schneider hätte dieses gewagte Experiment nach hinten losgehen können. Ging es aber nicht. Das ehemalige Viva-Girl übertraf sich in der Darstellung der widersprüchlichen Schauspielerin und ungewollt ewigen „Sissi“ selbst – dennoch bleibt „Romy“ leider insgesamt etwas farblos.
Dabei war der gute Wille deutlich zu spüren. Von intensiven Recherchen und geheimnisvollen Gesprächspartnern, deren Namen nicht genannt werden durften, war am Premierenabend die Rede. Die Gäste wussten diese Bemühungen wohl zu schätzen, spendierten sie doch großzügig Applaus für alle Beteiligten. Und der war durchaus gerechtfertigt, denn dass in dem Endprodukt, das unter der Regie von Thorsten C. Fischer entstanden ist, viel Schweiß und Arbeit steckt, merkt man dem Werk an. Doch 105 Minuten für das Deutsche Fernsehen reichen eben einfach nicht aus, um das mehr als bewegte Leben einer Persönlichkeit wie Romy Schneider in all seiner Brillanz, Widersprüchlichkeit und großer Tragik wirklich erzählen zu können. So wird lediglich ein kurzer Abriss von Romys Jugend improvisiert, bleibt der hassgeliebte Stiefvater „Daddy“ Blatzheim lediglich eine lästige, wenn auch düstere Randfigur (schade um Darsteller Heinz Hoenig) und verschwimmt die komplizierte und doch so prägende Beziehung zu dem französischen Schauspieler Alain Delon (Guillaume Delorme) zu einem fast harmlos romantischen Intermezzo mit freilich tränenreichem Abschluss. Etwas intensiver wird hingegen die Schilderung von Romys Ehe mit Regisseur Harry Meyen (verkörpert von Thomas Kretschmann) dargestellt, dem Vater ihres Sohnes David.
Hervorzuheben ist neben der Leistung der Hauptdarstellerin aber vor allem die Kamera. Mit Holly Fink hat sich die ARD auf einen alten Bekannten verlassen, der bereits Filme wie „Mogadischu“ und „Die Flucht“ für den Sender in Szene setzte. Mit verwackelten Impressionen in Super 8 und wunderschönen Nahaufnahmen inklusive typischen „Romy-Fotostrecken“ (denn auch die Schwarz hat dafür das perfekte Gesicht) wird die Vergangenheit zumindest optisch lebendig. Unterstützt wird dieser Effekt von wirklich guten Maske- und Kostümleistungen, denen man die Liebe zum Detail anmerken kann.
Fazit: „Romy“ ist zwar ein wahrer Augenschmaus, raubt sich mit seinen Bemühungen, in so knapp bemessener Zeit jeden Lebensabschnitt von Romy Schneider erzählen zu wollen, leider selbst mitunter die erzählerische Tiefe. Das ist sehr schade, hätte man aber eigentlich vorhersehen können. Das Leben einer leidenschaftlichen Leinwandschauspielerin sollte vielleicht auch besser auf eben dieser erzählt werden.
„Romy“ läuft am Mittwoch, den 11. November ab 20:15 Uhr in der ARD.
danke für diesen artikel. wunderbar geschrieben