Lincoln – Steven Spielberg s neueste Geschichtslektion

© 2012 Twentieth Century Fox

Ein Film irgendwie wie ein Theaterstück. So fühlt man sich, wenn man sich für Lincoln gemütlich in den Kinosessel niederlässt.

Nachdem wir Dank Tarantinos Django bereits unsere erste Lektion in US-Geschichte und Sklaverei in diesem Jahr hatten, wird nun mit Spielbergs Lincoln, der im Übrigen für 12 Oscars nominiert ist, die Sklaverei abgeschafft. Inmitten des amerikanischen Bürgerkriegs soll dies der 13. Zusatzartikel der Verfassung bewerkstelligen. Für jene, die nicht wissen, was dieser Artikel aussagt – kurz zusammengefasst, der Artikel verbietet jegliche Form von Sklaverei und Zwangsarbeit und bevollmächtigt den Kongress dieses Verbot mit seinen gesetzlichen Vertretern durchzusetzen. Dieser Artikel wurde zum ersten Mal im April 1864 und ein zweites Mal im Dezember 1864 zur Verabschiedung vorgeschlagen. Am 31. Januar 1865 wurde er mit einer 2/3 Mehrheit verabschiedet und den Bundesstaaten zur Ratifizierung vorgelegt. Spielbergs Film verschafft uns einen bescheidenen aber dennoch intensiven und völlig ausreichenden Einblick in die letzten vier Monate vor der Verabschiedung des Zusatzartikels.

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Sally Field überzeugt in der Rolle der Mary Todd Lincoln, der First Lady der Vereinigten Staaten – © 2012 Twentieth Century Fox

Man stelle sich vor, Abraham Lincoln sitzt still auf einem Stuhl und die Streithähne unter seinen Abgeordneten verkünden lautstark ihren Unmut. Plötzlich ertönt eine alles übertönende Stimme und sie wird immer leiser. Und diese Stimme erzählt eine Anekdote. Die Menge versinkt in Schweigen und jeder hört zu. So beliebt der Präsident die Massen zu besänftigen, und es ist, als wäre man selbst in diesem Raum, gefangen von den Worten, gebannt. Ob die Geschichten wahr sind? Aber, aber! Wer wird denn daran zweifeln, der Präsident würde doch nie Märchen erzählen. Oder doch? Wer weiß?! Aber das ist im Grunde auch irrelevant. Entscheidend ist die Magie.

Im Endeffekt liegt hier eine wirklich herausragende schauspielerische Leistung von Daniel Day-Lewis vor, die bis in den Nebencast, allen voran Sally Field als First Lady, reicht und vor allem auch von diesem unterstützt und abgerundet wird. Auch wenn wir alle wissen, wie die Geschichte endet, so bleibt sie dennoch spannend, denn in diesem Fall ist tatsächlich der Weg das Ziel. Und dieser kann sich durchaus sehen sehen lassen. Hier stimmt einfach alles, die Kulisse, die Kostüme, das Zusammenspiel der Figuren, die Story. Einen besseren Film hätte Spielberg zum Thema Lincoln nicht machen können, und das rechtfertigt durchaus die hohe Anzahl der Oscar-Nominierungen. Gewiss wird er nicht alle abräumen können, doch sicherlich wird es genug sein, um den Film in aller Munde zu wissen.

Fazit: Ein unbedingtes Muss für alle, die noch die gute alte (Schauspiel-)Schule zu schätzen wissen. Lassen Sie sich verzaubern von einem wirklich großen Mann der Geschichte.

5 Sterne