Kommentar: Kinski – Ein Ehrenstern für ein Arschloch!

Klaus Kinski war ein ausgewachsenes Arschloch. Das wussten alle, die mit ihm zu tun hatten. Sie wussten es bereits zu seinen Lebzeiten, und das, was Kinskis Tochter Pola nun in ihrem Buch „Kindermund“ – ein erschreckendes Dokument einer zerstörten Kindheit – zutage befördert hat, kann getrost als Bestätigung der Einlassung zu Beginn dieses Kommentars gelten. Selbst der Ehrenstern für Kinski auf dem Potsdamer Platz sieht so aus, als würde er vor Scham erblassen ob der Vorwürfe von Pola Kinski. Alle Sterne leuchten gülden, nur Kinskis Stern liegt matt auf dem Potsdamer Platz, und die Stimmen werden lauter, die fordern: Weg damit! Man hätte sich gewünscht, die zuständige Jury des „Boulevard der Stars“ hätte den Mut gefunden, den die Familie des englischen Kinderschänders Savile hatte. Sie hat, nachdem das schreckliche Ausmaß seines widerlichen Treibens bekannt wurde, dessen Grabstein herausgerissen und ins Meer geworfen. Nichts, gar nichts soll an dieses Monster erinnern, sagte ein Familienmitglied. Ein Monster war auch Klaus Kinski, doch die Jury weigert sich, den Ehren(!)-Stern zu entfernen. Das tut Jurymitglied Gero Gandert mit einer ungeheuerlichen Pressemitteilung kund: Ja, man sei bestürzt und habe „Mitgefühl und (…) Respekt“ für Pola Kinski. Der weitere Verlauf der Presseerklärung relativiert das indes auf eine geradezu erschreckende Art und Weise. Man habe eben 2011 bei der Entscheidung, Kinski mit einem Stern zu ehren, nichts von den Vorwürfen gewusst. Das mag für den aktuellen Fall gelten, doch die Jurymitglieder hätten ja mal in Kinskis Autobiografie schauen können, wo der Mann selbst mit stolzgeblähter Brust schreibt, wie viele minderjährige Mädchen er gevögelt hat. Und hiernach erblödet sich diese Jury allen Ernstes, auch noch die „besondere Bedeutung seines darstellerischen Könnens“ hervorzuheben. Und weiter: „Die Beurteilung der menschlichen Qualitäten der Protagonisten auf dem BOULEVARD DER STARS muss anderen Instanzen vorbehalten bleiben.“ Wen die Jury damit meint, lässt sie offen. Meint sie Gott? Soll Kinski gar in der Hölle schmoren? Die Gandert-Mitteilung klärt dies nicht, aber sie ist ein Dokument der Peinlichkeit: Eine einzige läppische Zeile Mitgefühl und Respekt für Pola Kinski, aber 18 Zeilen Rechtfertigung dafür, warum der Stern bleiben soll. Das ist derart dreist und unerträglich, dass einem die Spucke wegbleibt, und fast möchte man darauf hoffen, dass es viele, sehr viele Menschen gibt, die ab heute an jedem Tag auf Klaus Kinskis Stern einen großen und stinkenden Haufen setzen werden.

Jury von “Boulevard der Stars”: Kinski-Ehrenstern auf dem Potsdamer Platz bleibt!