Die fünf Mitglieder der „Boulevard der Stars“-Jury haben sich dazu entschlossen, den 2011 installierten Ehrenstern für den Schauspieler Klaus Kinski am Berliner Potsdamer Platz nicht zu entfernen. Begründung: „Große Künstler sind nicht automatisch auch gute Menschen.“
Der 1991 verstorbene Kinski soll seine Tochter Pola über Jahre hinweg sexuell missbraucht und vergewaltigt haben, was die heute 60-Jährige jetzt in einem Buch („Kindermund“, Insel-Verlag, 19,95 Euro) niedergeschrieben hat: „Er hat mich 14 Jahre lang sexuell missbraucht.“ Das Buch fördert Fürchterliches zutage. So soll Kinski die Tochter als 19-Jährige vor dem letzten erzwungenen Geschlechtsverkehr aufgefordert haben, Kondome zu kaufen. Bei einer der zahlreichen Vergewaltigungen habe sie als Neunjährige ihr Kommunionkleid getragen. Der Missbrauch begann mit fünf. Pola Kinski fasst alles das im „Stern“ (Ausgabe 3/2013) so zusammen: „Er war einfach ein Kinderschänder.“ Auf die Frage des „Stern“, warum sie erst 22 Jahre nach dem Tod ihres Vaters den Missbrauch öffentlich gemacht hat, sagte sie, sie habe seine „Vergötterung“ nicht mehr ertragen, es zunehmend als unerträglich empfunden, zu „hören: ‚Dein Vater! Toll! Genie! Ich habe ihn immer gern gemocht!'“, während sie weiterhin kaum schlafen könne. Der „Welt“ antwortete sie auf die Frage, was sie Klaus Kinski sagen würde, würde sie ihm noch einmal begegnen: „Schwein. Einfach nur, Du Schwein!“
Alles dies hat auch die Jury betroffen gemacht, die darüber entscheidet, welche Schauspielerinnen und Schauspieler einen Ehrenstern auf dem „Boulevard der Stars“ auf dem Berliner Potsdamer Platz bekommen: „Mit Bestürzung“ habe man alles dies zur Kenntnis genommen, so Jurymitglied Gero Gandert. Gandert ist Filmhistoriker, Initiator und Namensgeber des „Boulevard der Stars“. Und weiter: „Pola Kinski gilt unser Mitgefühl und unser Respekt.“ Gleichwohl werde man jedoch den Ehrenstern für Klaus Kinski nicht entfernen, da hiermit die filmischen Leistungen gewürdigt würden und die Beurteilung der menschlichen Qualitäten der Protagonisten auf dem BOULEVARD DE STARS anderen Instanzen vorbehalten bleiben müsse.