Nackt! – Julianne Moore zeigt in „Chloe“ Haut

© Kinowelt
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Eifersucht als Trieb der Sexualität: Regisseur Atom Egoyan bringt ab heute die Mischung aus Begierde und Gänsehaut ins Kino. Im Erotikthriller Chloe zeigt Egoyan erneut, dass er sich Themen stellen kann, die auf verschachtelten Ebenen den Zuschauer verwirren und macht in seinem neuesten Werk Voyeurismus, Verrat und Vertrauen zu Leitmotiven. Chloe lehnt an das 2003 verfilmte französische Drama Nathalie – Wen liebst Du heute Nacht? an und versetzt die Szenerie in die bürgerliche Intimität eines US-Ehepaars.

Julianne Moore sinnlich in Chloe © Kinowelt
Julianne Moore sinnlich in Chloe © Kinowelt

Catherine Stewart (Julianne Moore) lebt die perfekte Oberfläche: erfolgreiche Gynäkolögin, Mutter eines talentierten 17-Jährigen und Ehefrau eines renommierten Musikprofessors. Sie organisiert eine Überraschungsparty für ihren Mann David (Liam Neeson), der aber nach einem verpassten Flug an seinem Geburtstag nicht zu Hause auftauchen kann. Eine Enttäuschung für Catherine und symptomatisch für eine Ehe, in der die Leidenschaft längst erloschen ist. Die nach außen hin starke Catherine steht innerlich vor dem emotionalen Nichts: Ihr Sohn schließt sie aus seinem Leben aus, und ihr Mann scheint sie mit Studentinnen zu betrügen. Sie heuert das junge Luxus-Callgirl Chloe (Amanda Seyfried) an, um die Treue ihres Mannes zu testen. Chloe trifft sich mit David und berichtet Catherine von den Dates. Mit der Faszination der Eifersucht lauscht Catherine den Ausführungen der jungen Edelhure und verändert ihr emotionales Innenleben. Aus der spröden und starren Catherine entwickelt sich eine emotionale Frau, die ihren Kontrollzwang abstellen kann und mit ihren Gefühlen zu experimentieren beginnt. Ihre Eifersucht auf Chloe missbraucht sie, um mit ihr zu schlafen.

Neuentdeckung Amanda Seyfried verführt in ihrer Rolle der Chloe Liam Neeson Julianne Moore sinnlich in Chloe © Kinowelt
Neuentdeckung Amanda Seyfried verführt als "Chloe" Liam Neeson © Kinowelt

Die Ménage-à-Trois entwickelt sich immer schneller, Chloe berichtet gegen Geld immer häufiger von Treffen zwischen ihr und David, bis Catherine den Schmerz nicht mehr aushalten kann und Chloe bittet, die Beziehung zu David zu beenden. Damit zeigt sich Chloes wahre Intention: Die junge Frau ist weder an Geld noch an gelegentlichen Sextreffen mit Catherine‘s Mann interessiert, sondern an ihren echten Gefühlen zu Catherine.

In Chloe beeindruckt Regisseur Atom Egoyan vor allem mit seiner Schauspielerführung. Die vierfach Oscar-Nominierte Julianne Moore (A Single Man, Die Stadt der Blinden) zeigt eindrucksvoll, wie sich ihre Figur emotional in Fesseln legen und von negativen Gefühlen beherrschen lässt. ”Atom weiß genau, wie Menschen ticken, so dass ich mich bei ihm in guten Händen wusste“, beschreibt sie die Zusammenarbeit mit dem Regisseur.

Obwohl die Geschichte des Films Chloe den Charakteren höchste Emotionen abverlangt, konfrontiert er in sehr ruhigem Stil die Zuschauer mit der Grauzone der eigenen Gefühle. Alles bleibt beim absolut Realistischen und Möglichen.

Fazit: Ein großartiger Film mit einer großartigen Julianne Moore. Und auch die obligatorische Bettszene wertet Chloe in punkto Sinnlichkeit auf. Die Handlung und die Darstellung der Schauspieler zeigen sehr subtil ein konstruktives Merkmal negativer Gefühle. Sehr erfahrenswert.

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