Falscher Laden, echtes iPhone: Immer mehr Apple Stores „Marke Eigenbau“ in China

Wer schon einmal die VR China bereist hat, wird an ihnen sicherlich nicht vorbeigekommen sein: Die Rede ist von gefälschten Markenprodukten – von Haushaltselektronik über Mobiltelefone bis hin zu Kopien exklusiver Schuhe und Handtaschen von Herstellern mit solch illustren Namen wie Chanel oder Louis Vuitton. Während versierte Reisende die meisten gefälschten Erzeugnisse leicht als solche erkennen können, dürften jedoch nur wenige Urlauber davon gehört haben, dass die Imitationskunst im Reich der Mitte soweit geht, dass mittlerweile sogar ganze Ladenketten nachgeahmt werden: In der chinesischen Stadt Kunming wurde unlängst die Schließung von zwei angeblichen „Apple Stores“ veranlasst, die jedoch mit den bekannten Ladengeschäften des Technikkonzerns aus dem kalifornischen Cupertino außer einer dürftigen Anlehnung an das geradlinige Apple-Design nicht sonderlich viel gemeinsam hatten. Bislang seien bereits 22 falsche Apple Stores allein in Kunming ausfindig gemacht worden; mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kann man aber davon ausgehen, dass diese Zahl nur die Spitze des sprichwörtlichen Eisbergs darstellt.

Seit Ende Juli, nachdem die ersten Bilder und Berichte über die nachgemachten Apple-Verkaufsstellen in China auf privaten Reise-Blogs aufgetaucht waren, verbreitete sich diese Nachricht wie ein Lauffeuer unter den Anhängern der Marke. Doch auch wenn die Geschäfte falsch sein sollten wie ein iPhone 5 mit Android-Betriebssystem und Microsoft Windows-Logo, wurden unter den Produkten bislang keine Billigkopien gefunden – jedes iPad oder iPhone, sowie jeder iMac aus dem bislang sichergestellten Warenbestand war ein Originalprodukt der Firma Apple. Die Angestellten wollen laut eigener Aussage von dem Schwindel nichts gewusst haben – für sie sei es ebenfalls eine Überraschung gewesen zu erfahren, dass sie in den Verkaufsstellen nur scheinbar als Apple-Mitarbeiter beschäftigt gewesen sind.

Kurze Zeit nach Bekanntwerden der Meldung regierte die nicht gerade für ihre Zögerlichkeit in solchen Sachverhalten bekannte Konzernleitung Apples und erstatte gegen knapp 50 Betreiber der chinesischen Ladenkopien Anzeige wegen Urheberrechtsverletzung. Im selben Zeitraum kam es ebenfalls zur sofortigen Schließung der ersten zwei Geschäfte in Kunming durch die örtlichen Behörden. Dies geschah jedoch nicht als Reaktion auf das Rechtsverfahren – wie sich herausstellte, hatten es die beiden Geschäftsführer offensichtlich versäumt, für ihren nachgemachten Handelsplatz die entsprechenden Genehmigungen einzuholen.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters habe die chinesische Handelskammer die Inhaber der Läden dazu aufgefordert, das Logo des US-Elektronikkonzerns mit sofortiger Wirkung nicht mehr zu verwenden, nachdem Apple China Beschwerde gegen den unrechtmäßigen Gebrauch des Firmensymbols eingereicht hatte. Gegenüber Reuters äußerte sich der Sprecher der Stadtverwaltung Kunmings, Chang Puyun, mit den Worten: „China legt großen Wert auf den Schutz geistigen Eigentums. Die Läden mögen Fälschungen gewesen sein, die dort verkauften Produkte waren es jedoch nicht.“ Aktuellen Berichten zufolge habe man nun bewirkt, dass die illegalen Ladengeschäfte in „Smart Stores“ umbenannt worden sind.

Das bislang etwa 50 der vorgetäuschten Apple Stores gefunden wurden, könnte den Anfang für ein baldiges Ende der falschen Filialen bedeuten – jedoch nur, wenn sich die Regionalbehörden der jeweiligen chinesischen Provinzen dazu entschließen sollten, dem Beispiel Kunmings zu folgen. Den Berichten erfahrener China-Reisender zufolge solle sich die Verwendung des bekannten Apple-Logos bei den Besitzern der kleinen chinesischen Elektronikläden allergrößter Beliebtheit erfreuen; einen Laden zu finden, an dem nicht irgendwo das Bild eines angeknabberten Apfels zu sehen ist, sei daher fast schon ein Stück Detektivarbeit. Vor allem in wohlhabenderen Gegenden habe man sich im Laufe der Jahre immer mehr an die typische Apple-Ästhetik angenähert. So war es letztendlich wohl nur eine Frage der Zeit gewesen, bis man den Schritt gewagt hatte, dem eigenen Stil-Faksimile den Namen des Originals zu geben.

Die VR China belegt seit mehreren Jahren einen der Spitzenplätze auf der ‚Watch List‘ der US-Handelsbehörde, auf welcher Staaten nach der geschätzten Anzahl von dort begangenen Urheberrechtsverletzungen in absteigender Reihenfolge gelistet werden. Zwar werden seitens der chinesischen Regierung bereits seit Jahren immer wieder Versprechungen geäußert, die Bemühungen gegen die Verbreitung illegaler Nachahmungen von Markenprodukten im eigenen Land zu verstärken – doch die Handlungsbereitschaft der Behörden wie im Falle Kunming ist noch immer weit davon entfernt, zum nationalen Standard bei Urheberrechtsverstößen zu werden.
Bei dieser Aussicht wird es deshalb wohl nicht lange dauern, bis die aller Wahrscheinlichkeit nach zu erwartenden Meldungen über das Auftauchen von weiteren, nicht genehmigten Apple-Läden in der Volksrepublik ihren überraschenden Charakter verlieren werden, den sie noch zu Anfang hatten.

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