Carl Djerassi, wissenschaftliche Vater der Anti-Baby-Pille, sagt voraus, dass die Bedeutung der Pille in den kommenden Jahren deutlich zurückgehen wird. Schon in naher Zukunft werde es problemlos möglich sein, nicht nur Samen- sondern auch Eistammzellen einzufrieren und sie für eine spätere Verwendung zu konservieren, sagte Djerassi der „Welt“ (Montagsausgabe). Dies werde eine neue Sexualität ermöglichen, ist Djerassi überzeugt. Junge Paare, die erst später Kinder bekommen möchten, könnten künftig also Samen- und Eizellen einlagern, um später ein im Reagenzglas befruchtetes Baby austragen zu lassen. Dann würde es reichen, dass sich einer der beiden Partner sterilisieren lässt, damit die Frau auf die jahrzehntelange Einnahme der Pille verzichten kann. In den USA ließe sich bereits ein Partner in jeder dritten Ehe – bislang meistens die Frau – sterilisieren. Kinder zu bekommen ohne die klassische Zeugung werde in zehn Jahren in weiten Teilen der Welt
etwas Normales sein. „Schon heute leben drei bis vier Millionen Menschen, die ohne Geschlechtsverkehr ihrer Eltern zur Welt gekommen sind“, erklärt Djerassi. Die zunehmende Trennung von Sex und Reproduktion werde allerdings weitreichende Konsequenzen für die Gesellschaft haben.