EHEC: EU zieht die Warnung vor spanischen Gurken zurück

In Anbetracht der neuesten Untersuchungsergebnisse im Fall EHEC hat die Europäische Union ihre Warnung vor spanischen Gurken mit sofortiger Wirkung zurückgezogen. Die EU-Kommission gab am Mittwochabend bekannt, dass die Gurken nicht der Grund für die Verbreitung von EHEC in Deutschland gewesen sein könnten.

Forscher bestätigten, dass die in Hamburg auf spanischen Gurken entdeckten Keime nicht mit dem zur Zeit in Deutschland grassierenden Erreger identisch seien. Auf welche Weise die Bakterien übertragen werden, ist damit noch immer nicht geklärt. EU-Gesundheitskommissar John Dalli rief aus diesem Grund die Bundesregierung dazu auf, ihre Bemühungen bei der Suche nach der Infektionsquelle zu intensivieren. Unterdessen kam es in Deutschland zu einem starken Anstieg der erfassten EHEC-Fälle. Bundesweit seien bereits 2000 Menschen betroffen, 500 mehr als noch am Tage zuvor. Auch die Anzahl der Personen, bei denen die Infektion zur Entstehung des lebensbedrohlichen hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) führte, hat sich innerhalb eines Tages von knapp 350 auf nunmehr 470 registrierte Fälle drastisch erhöht. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Reinhard Burger äußerte sich in Hinblick auf die derzeitige Entwicklung: „Es gibt keinen Anlass für eine Entwarnung“. Mittlerweile sind in Deutschland bereits 16 Menschen an der Krankheit gestorben.

In der Vergangenheit konnten Ausbrüche von EHEC in vielen Fällen auf die Verunreinigung menschlicher Nahrungsmittel durch die Ausscheidungen von Wiederkäuern, insbesondere Rindern, zurückgeführt werden. Im Jahr 2000 erkrankten so in Kanada 20.000 Menschen an der gefährlichen Darmkrankheit, nachdem sie mit Rinderfäkalien kontaminiertes Trinkwasser zu sich genommen hatten. Auch der Verzehr einiger nicht oder nur unzureichend erhitzter tierischer Nahrungsmittel, wie rohes Fleisch oder unpasteurisierte Milch ist in epidemiologischen Studien als potentieller Übertragungsweg von EHEC bestätigt worden. Eine Verbreitung der pathogenen Keime über ungewaschenes Gemüse sei zwar unwahrscheinlich, könne aber nicht vollkommen ausgeschlossen werden. Dass bei der derzeitigen Suche nach dem Erreger weiterhin Gurken und Salat im Fokus von Forschung und Medien stehen, stößt vor allem bei Bauernverbänden auf ein gewisses Maß an Unverständnis.

Unter dem Begriff EHEC wird eine Reihe krankheitsauslösender Stämme des Bakteriums Escherichia coli zusammengefasst. Die Erreger gelten als höchst virulent, bereits weniger als 100 Keime können beim Menschen zu einer Ansteckung führen. Nach einer durchschnittlichen Inkubationszeit von drei bis vier Tagen macht sich die Infektion zunächst durch Bauchschmerzen und Erbrechen bemerkbar, im späteren Krankheitsverlauf kommt es bei den Patienten häufig zu blutigen Durchfällen. Als besonders schwere Verlaufsform der Erkrankung gilt das hämolytisch-urämische Syndrom. In diesem Stadium kann die Erkrankung zu akutem Nierenversagen führen, bleibende Nierenschäden verursachen und in einigen Fällen auch tödlich enden.

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