Django Unchained – Tarantinos neuestes Schlachtfest

© 2012 Sony Pictures Releasing GmbH

Die Strukturen im Film von heute sind im Grunde alle gleich. Nach dem Prolog, bei dem die Schlüsselfiguren vorgestellt werden, folgt die eigentliche Handlung und der Weg zum Höhepunkt, gern auch Spannungsspitze genannt. Meistens folgt nun ein tragisches Element, ob mit oder ohne Tränendrüsendrücker sei hier mal offen gelassen, welches nur durch Ausbuddeln der jeweiligen Figur aus dem emotionalen Tief unter Zuhilfenahme der großen Erkenntnis abgeschlossen wird. Damit sind wir auch schon so gut wie am Ende angelangt, an dem Punkt, welcher den Abschluss der am Anfang erarbeiteten Zielsetzung findet. Meistens folgt noch ein kleiner Epilog, mit der Moral von der Geschicht’ und der besonderen Botschaft an die Welt und das war’s dann auch schon. Abspann …

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Ein ausgezeichneter Cast in einem ausgezeichneten Film – v. l. Leonardo DiCaprio, Christoph Waltz, Samuel L. Jackson; und nicht im Bild Jamie Foxx als Django – © 2012 Sony Pictures Releasing GmbH

Django Unchained ist so gesehen nicht ganz so. Und es ist mal wieder ein Film, bei dem man jene Struktur außer acht lässt und sich einfach zurücklehnt und genießt. Es gibt viele Höhepunkte und Schlüsselszenen und anstatt den geneigten Zuschauer mit der Vorgeschichte der Hauptfiguren gleich am Anfang zu langweilen, fällt selbiger knackig aus und wir lernen unsere Helden im Laufe des Filmes erst besser kennen, zu verstehen und vor allem zu lieben. Das verwischt die Grenzen im Handlungsstrang und führt zu einem komplett flüssigen und unterhaltsamen Film. Weil es eben auch ohne die große Moralkeule auskommt. Denn jeder in unseren Gefilden weiß, was Geschichte ist und weiß wie man mit Geschichte umgeht. Zumindest sollte das jeder wissen, denn haben wir nicht selbst unser eigenes Päckchen zu tragen? Die Amerikaner sind leider dafür bekannt, sich mehr um die Geschichte anderer Nationen zu kümmern, als um die eigene. So scheint es auch nicht verwunderlich, dass Django (ebenso geprägt durch aktuelle Ereignisse – aber auch hier muss man sagen: Selbst schuld!) für Furore in den Staaten sorgte, da er das große Tabu-Thema Sklaverei ungeschönt anspricht. Aber wussten wir das nicht schon vorher? Tarantino ist kein Regisseur und Drehbuchautor für Streicheleinheiten. Mit seinen Geschichten umschreibt er immer auch die Extreme und bringt diese auch auf die Leinwand. Das weiß inzwischen jedes Kind (ab 18 Jahren versteht sich). Warum Django nun ein Film in Stil eines Spaghetti-Western geworden ist, sei schnell erklärt. Auch wenn das Genre Spaghetti-Western, wie der Film Noir, ein Produkt seiner Zeit ist, sagt Tarantino als bekennender Western-Fan selbst. Django Unchained ist der Film, wie Tarantino ihn machen wollte – ungekürzt und unverfälscht. Und das Ergebnis ist erwartungsgemäß überragend. Auch wenn Tarantinos Inglorius Basterds noch ein Zacken schärfer war, verliert Django Unchained in keinem Punkt. Der Cast stimmt, die Story stimmt und überhaupt fängt alles mit Tarantino an und hört mit Tarantino auf.

Fazit: Unbedingt anschauen! Dieser Film fällt eindeutig in die Kategorie „Lernen mit Spaß“.

5 Sterne