Der Spiegel über Apple – Unwissenheit oder Provokation?

Beim Blick in den „Spiegel“ wird Apple zur Birne

„Beim iPad geht es nur noch ums Angeben, mit dem iPhone 4 kann man nicht mal richtig telefonieren: Es reicht mit Apple, findet Hajo Schumacher. Was einst lässig, gegenkulturell, ästhetisch war – das ist heute nur noch uncool. Und zwar nicht erst seit dem Abgang von Steve Jobs. […] Derzeit entwickelt das iPad eine gesellschaftliche Symbolkraft wie einst Farbfernseher oder Inline-Skates. Der Triumphschrei lautet: Ich hab’s drauf! Ich bin vorn! Und leisten kann ich’s mir auch!“, spottet „spiegel.de“ über all diejenigen, die ein Apple-Produkt besitzen. Man kann zum Thema „Apple“ stehen wie man möchte, aber wir finden, solche Aussagen wie diese müssen nicht sein. Es bleibt nicht Mal bei diesen zwei unverschämten Aussagen, Hajo Schumacher hört in seinem Artikel gar nicht mehr auf.

Als erstes werden die Politiker auf den Arm genommen: „Im Bundestag verteilt inzwischen mehr als die Hälfte der Abgeordneten ihr Fingerfett über den Touchscreen. Wobei es nicht darum geht, Informationen zu beschaffen oder gar zu arbeiten. Nein, es ist nur dieser Moment, wenn die Aktentasche geöffnet, das Objekt der Verschmierung herausgeholt und dem Rest der Welt gezeigt wird: Hier ist ihr gefühlter Mittelpunkt. iPadding macht im Fernsehen weit mehr her als Blättern im Leitz-Ordner. Wie bei Pulsuhr, Rotwein oder Handtaschen geht es nicht um Funktion, Nutzen oder Geschmack, sondern ums Angeben. Das iPad ist der Manta des 21. Jahrhunderts, bald vielleicht mit Fuchsschwanz-App.“. Wie wäre es, wenn man mal von dieser subjetiv naiven Sichtweise wegkommt? Haben die Politiker wirklich das iPad, weil sie diesen Moment der Beachtung brauchen? Soll das wirklich der Grund sein? Der Vorteil, dass das iPad ein paar hundert Gramm wiegt, und dort tausende von Informationen raufpassen, ist natürlich Nebensache. Lieber die Notizen der letzten Jahre, die vielleicht benötigt werden könnten, in Leitz-Ordnern mit sich rumschleppen, nur damit man nicht „uncool“ mit seinem iPad im Bundestag erwischt wird.

„[…] das ist merkwürdig, denn auf dem iPad kann man nicht richtig schreiben, nur schwerlich telefonieren und muss für den Internetzugang unterwegs einen weiteren Mobilfunkvertrag abschließen.“. Man kann nicht richtig schreiben? Also wir haben keine Probleme mit dem Schreiben auf dem iPad, wo soll denn das Problem liegen? Natürlich geht es mit einem Laptop schneller, aber von der Größe und Lautstärke her bietet das iPad enorme Vorteile dem Laptop gegenüber und schreiben funktioniert dann schon. Und warum wird an dieser Stelle die Telefonfunktion bemängelt? Fordern wir jetzt etwa, dass Politiker im Bundestag anfangen zu telefonieren? Aber wenn man Skype einmal runtergeladen hat, funktioniert auch das einwandfrei. Wo ist das Problem?

„Apple ist wie Sushi – einst exklusiv, heute Arschgeweih“. Ist das nötig? Viele mögen Sushi. Viele mögen Apple. Was viele mögen, kaufen auch viele. Aber ist das was viele kaufen gleich schlecht und uncool? Oder wird das einfach gekauft, weil es das Beste ist, was momentan geboten wird? Und kann das was viele haben nicht gleichzeitig exklusiv sein? Würde Apple so exzellente Produkte bauen können, wenn sie nicht vom Verbraucher so gepushed worden wären? Eher wären sie dann nach einigen Monaten Pleite gewesen.

„Wie heute die Fans des FC St. Pauli wärmten sich Mac-User am Wir-Gefühl. Der ewige Hippie Steve Jobs war der kumpelige Gegenentwurf zum überehrgeizigen Autisten Gates. Für das Gefühl, auf der richtigen Seite zu stehen, zahlte man gerne mehr; die stolzen Mac-Preise waren immer auch eine Art Spende. Dass das Unternehmen aus dem Silicon Valley in den Neunzigern am Rande der Pleite stand, passte perfekt.“ Mac-User wärmen sich immer noch am Wir-Gefühl. Nur ist das Wir heute ein bisschen größer. Klar sind auch Mitläufer dabei, aber hat St. Pauli keine Mitläufer-Fans? Wenn St. Pauli irgendwann ein großer großer Fußballclub wäre, hätten sie kein Wir-Gefühl mehr? Die Ur-Fans wären die gleichen, genauso die Ur-Anhänger von Apple sind noch die gleichen. Warum werden die, die seit Beginn der Ära Apple dabei sind und treu alle Produkte kaufen, jetzt als „uncool“ herabgestuft. Sie tun das, was sie damals auch schon getan haben: Ware der „Hippie-Marke“ kaufen.

„In der Beziehung zwischen Mensch und Mac krachte es zum ersten Mal, als das iPhone 4 kam. […] Das iPhone 4 ist seit C-Netz-Zeiten das erste Handy, mit dem ich nur eingeschränkt telefonieren kann. Jedes zweite Gespräch reißt ab. Besonders bizarr wird die Kommunikation, wenn zwei iPhone-Nutzer versuchen, miteinander zu telefonieren. Der Einsatz von Brieftauben würde eine solche Unterhaltung beschleunigen. Steve Jobs erklärte , dass nicht das Telefon ein Problem habe, sondern seine Benutzer, weil sie das Wundergerät falsch anfassen. […] Allenthalben wird gegen Firmen geklagt, deren Produkte nicht tun, was sie sollen. Apple dagegen verfügt über unzählige militante Fans, die jedem Kritiker barsch mitteilen, dass er nur zu blöd sei. Was früher Ron L. Hubbard und Scientology waren, sind heute Apple und seine Kunden. Eine Religionsgemeinschaft, weitab jeder Rationalität. Die Schlangen, die früher vor dem Petersdom standen, bilden sich heute vorm Mac-Shop.“ Grenzt das nicht an Rufschädigung? Apple gleichzustellen mit Scientology? Manipuliert Apple etwa seine Kunden? Ist Ihnen denn die Bedeutung der Scientologen bewusst? Klar, Apple hat Macht, viel Macht, aber keiner wird finanziell abhängig gemacht, keiner wird vor Schulen weggeworben, keiner muss irgendwelche Tests absolvieren, die dann im Nachhinein zum Nachteil des Kunden benutzt werden. Und das iPhone ist längst nicht perfekt, klar gibt es noch viele Macken, aber Apple forscht täglich weiter und vielleicht überzeugt Sie ja das iPhone 5, dass sie sich eh nicht kaufen werden, weil das „uncool“ ist. Aber gibt es ein einziges Smartphone, dass völlig fehlerfrei läuft? Ohne Absturz, ohne Rauschen, ohne sonstige Probleme? Wir glauben kaum. Warum wird das gerade Apple angekreidet … weil sie viele Käufer haben? Unglaublich gutes Argument.

Schumacher bemängelt, dass er sein iPhone dauernd resetten muss und der Kalender oft seine Macken hat.
„Und jedes Mal das gleiche Spiel: viel Aufwand, viel Zeit, viel Hoffnung. Und am Ende Enttäuschung. Mal ist der komplette Kalender zerschossen, aber nur auf einem Rechner, dann auf allen iPhones. Dafür sind jetzt alle Telefonnummern zwölffach in der Adressverwaltung, und die Suche dauert wegen der Datenmenge ewig.“ Wenn man das iPhone bedienen kann und „Normal-Nutzer“ ist, dann gehört diese Aussage wohl eher zu den seltenen. Ich auf jeden Fall kenne dieses Problem nicht, alles läuft, wie es soll.

„Wenn alle Porsche fahren, wird der Golf wieder interessant. Der funktioniert jedenfalls.“ Also funktioniert ein Porsche nicht, weil er viel kostet? Und bis sich alle einen Porsche leisten können, muss wohl erst die passende App rauskommen oder Apple übernimmt die Porsche-Produktion und bietet die kostengünstigere „Light“-Version an. Ich wette, es würden sich wirklich alle einen Porsche kaufen, und sie hätten einen weiteren Grund einen Artikel wie diesen zu schreiben, der von übermäßigem Hass zu zeugen scheint. „[…] Und wie bekommt man eigentlich eine Installations-CD ins iPad, das weder über Laufwerk noch USB-Anschluss verfügt? App kaufen, Dummerchen. Aber wieso? Gerade erst wurde das Programm auf CD erworben. Egal. Trotzdem App kaufen.“ Warum kaufen Sie sich eine CD für das iPad, wenn Sie doch wissen, dass das iPad kein Laufwerk besitzt? Und wozu sonst wurde der App-Store erfunden, in dem alles kinderleicht heruntergeladen werden kann? Man kann es sich auch altmodisch schwer machen Herr Schumacher.

„Langsam wird klar, warum die Börse Apple-Aktien so liebt. Hier läuft ein für die Ewigkeit angelegtes Kettenbriefspiel ab, das mitmachen muss, wer sich vorn fühlen will. Apple ist eine Droge, und alle sind druff. Fast alle. Gestern die alte Nokia-Stulle aus der Schublade gesucht. Endlich wieder telefonieren. Gibt es ein Leben ohne Apple? Wir werden es ausprobieren.“ Ich wünsche viel Spaß mit ihrem Nokia, aber ich denke, dass Sie die Vorteile des Apple-Produktes schon bald missen werden. Aber vielleicht sind Sie ja doch begeistert von Ihrem guten alten Nokia, ich kann es mir nicht vorstellen, denn der App-Store bietet fast alles mit nur wenigen Klicks. Nebenbei bemerkt, Nokia ist auch ein Massenunternehmen, das schon Millionen von Mobiltelefonen verkauft hat. Warum ist das denn kein Problem? Und warum wird so Wert auf die Marke gelegt? Die Marke Apple ist seit Neuestem ja auch „uncool“. Wenn Sie wirklich wieder „Hippie“ sein wollen, müssen Sie wohl ihr eigenes Handyunternehmen gründen und der Einzige, der Ihr Handy kaufen darf sind Sie! Auf jeden Fall wären Sie individuell, aber ob Sie das unter diesen Konditionen sein möchten?

Ich habe schlicht und ergreifend dieses dumme Gefühl, dass mir hier das Produkt Apple als matschige Birne untergeschoben werden soll. Aber die Qualität Apples lässt sich in meinen Augen nicht abstreiten, man sollte neben dieser subjektiv-negativen Meinung auch eine Gegenmeinung zulassen. Hinzuzufügen ist, dass Herr Schumacher ein Ex-Apple-Fan ist, der hier schreibt. Anscheinend ein sehr gefrusteter Ex-Fan. Aber auch Frust rechtfertigt in meinen Augen einen solchen Artikel nicht.

Ein Kommentar von Markus Teschner als Reaktion auf den Artikel von Hajo Schumacher auf www.spiegel.de.

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