Datenschützer kritisiert geplante Umstellung von IP-Adressen

Hiesige Datenschützer sorgen sich, dass es mit dem einigermaßen anonymen Surfen im Internet schon in den kommenden Monaten vorbei sein könnte. Das meldet der „Spiegel“. Hintergrund: Jedem Nutzer wird eine sogenannte IP-Adresse („Internet Protocol“) zugewiesen, wenn er sich im Netz bewegt. 4,3 Milliarden davon stehen zur Verfügung, diese sind aufgrund des globalen Online-Booms bereits aufgebraucht. Auch wegen der Adressknappheit werden die IP-Daten bislang an den Internetnutzer dynamisch vergeben, das heißt, man bekommt meist bei jeder Einwahl über einen Provider eine andere Adresse zugeteilt. Das ermöglicht auch ein zunächst unerkanntes Bewegen im Netz. Nun soll aber ein neues Internetprotokoll in Dienst gestellt werden. Es heißt IPv6 und erlaubt 340 Sextillionen eindeutige Adressen. Es stünden dann also genug Adressen zur Verfügung, so dass jedem Gerät dauerhaft eine Adresse zugeteilt werden könnte. Damit könnte jeder, der sich einmal identifiziert hat, beim nächsten Web-Seiten-Besuch wieder erkannt werden. Als Ergebnis droht der Verlust der Anonymität bei der Internetnutzung. Johannes Caspar, Hamburgischer Beauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit, warnt deshalb: „Bisher hat der informierte und engagierte Nutzer Möglichkeiten an der Hand, sein informationelles Selbstbestimmungsrecht auf einen anonymen Internetzugang zu schützen. Mit der Einführung des IPv6-Protokolls droht dies nun gänzlich unter die Räder zu kommen, da die neuen Internetadressen viel mehr über den Nutzer verraten und ihn lebenslang identifizieren können.“ Caspar fordert eine datenschutzfreundliche Adressvergabe durch die Provider, der Gesetzgeber müsse sie verpflichten, auch weiterhin die IP-Adressen dynamisch zu vergeben.

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