Costa Rica: Ja zur Homo-Ehe, weil das Parlament nicht richtig gelesen hat

© Moiso Araya/CC BY-SA 3.0 (via Wikimedia Commons)

„Das Problem ist, dass es viele Parlamentarier gibt, die gar nicht lesen, was sie da beschließen“, freute sich der Abgeordnete José Villalta, der die Volksvertretung Costa Ricas austrickste. Das Parlament des mittelamerikanischen Staates votierte am Donnerstagabend versehentlich einstimmig für eine Gleichstellung im Eherecht. Das Gesetz ist bereits von Präsidentin Laura Chinchilla unterzeichnet worden.

Villalta, Abgeordneter der von Frente Amplio geführten Links-Partei, hatte unbemerkt eine Korrektur zu dem Gesetz eingebracht, das Sozialleistungen für junge Menschen sowie die Rechte von Eheleuten regelt. In der Originalfassung ist die Ehe als Gemeinschaft von Mann und Frau definiert, in der nun verabschiedeten Version heißt es, dass das Gesetz die Rechte und Pflichten einer „Lebensgemeinschaft“ garantiere – „ohne jede Diskriminierung“. Der Fehler des anscheinend schläfrigen Parlaments fiel im Nachhinein natürlich auf und sorgte für angespannte Aufruhr. Die konservative Christliche Erneuerungspartei forderte Präsidentin Laura Chinchilla daraufhin auf, das Gesetz nicht zu unterzeichnen. Diesem Aufruf kam die linksliberale Staatsführerin jedoch nicht nach und unterschrieb das Gesetz noch in der Nacht zum Freitag, womit die indirekt beschlossene Eheöffnung rechtskräftig wurde.

Nicht nur die Politiker sind auf das neue Gesetz aufmerksam geworden, auch aus dem Volk kommen erste laute Stimmen an die Öffentlichkeit: Yashin Castrillo, schwuler Rechtsanwalt, stellte nach der Unterzeichnung durch die Präsidentin den Antrag, dass seine Partnerschaft mit seinem langjährigen Freund im Sinne des neuen Gesetzes anerkannt wird.