Bornholmer Strasse in der ARD – unglaublich, aber wahr

© MDR/UFA FICTION/Nik Konietzny

Die Bornholmer Straße in der ARD ist natürlich alleine keine Überschrift oder einen Artikel wert. Aber fast jedem sollte die Bornholmer Straße in Berlin ein Begriff sein – als Grenzübergang zwischen und Ost und West bis zur Öffnung der Berliner Mauer am 9.November 1989. Was liegt näher, 25 Jahre nach der Maueröffnung einen Film mit einer etwas anderen Sichtweise als Komödie zu machen. Über die Geschichte zu dem Abend an dem Grenzübergang schrieben Heide und Rainer Schwochow das Drehbuch. Ihr Sohn Christian Schwochow führte Regie. Die Idee zum Film selbst stammt von dem Produzenten Nico Hofmann. Grundlage dafür war das Buch „Der Mann, der die Mauer öffnete“. Dieser Mann ist Harald Jäger, der an diesem Abend leitender Offizier an dem Grenzübergang war.

„Der Ausgangspunkt war die wirklich unglaublich persönliche, differenzierte Beschreibung vom Harald Jäger von seinem Leben. Was in dem kleinen Mikrokosmos seines Privatlebens an der Grenze den großen Bogen macht auf die Weltpolitik.“

Heraus kam eine wunderbare Tragikomödie: „Weil Humor und auch die Tragik, die Dramatik sich immer die Waage halten. Und rückblickend muss man die Ereignisse auch so sehen. Es sind so viele groteske Dinge passiert. Ein Mann, der diese Mauer mitgebaut hat, der immer an sie geglaubt hat, der sein ganzes Leben lang Befehle entgegengenommen hat, der sie ausgeführt hat, der selber Befehle gegeben hat, kommt in eine Situation, wo es keinen Befehl mehr gibt.“

Hilflos beobachten die Grenzsoldaten, wie sich immer mehr Ostberliner vor der Schranke der Genzanlage versammeln. Die Männer warten auf Order von oben. Aber die kommt nicht – egal wie oft Dienststellenleiter Harald Schäfer bei seinem Vorgesetzten anruft. „20.000 Leute stehen aber vor seinem Tor und wollen raus. Was macht der? Er bettelt um Befehle“, so Schwochow.

„Fast alles, was der Film erzählt, hat so oder so ähnlich stattgefunden. Natürlich wurden einige Dinge überhöht. Der Film beginnt ja damit, dass ein Hund von Westen ins Grenzgebiet eindringt und gefangen wird und sie wissen überhaupt nicht, was sie mit dem machen sollen. Das hat so stattgefunden. Allerdings nicht am 9. November. Wir haben uns also auch aus Erzählungen, aus Anekdoten von Harald Dinge genommen, die wir verarbeitet haben, die wir überspitzt haben, die wir angepasst haben. Aber vieles auch an den Absurditäten das hat stattgefunden.“ Insgesamt ist es sehr mutig für einen Film der ARD die Geschichte so zu erzählen.

Die Gratwanderung zwischen Tragik und Komik gelingt perfekt. Bei der Premiere im Berliner Kino International war das Publikum begeistert. Es ist etwas besonderes bei soviel Humor es zu schaffen, ganz viel Emotionalität hineinzubringen. Das fahle Licht an der Grenze, das trostlose Mobiliar in der Kantine, die Dauerwellen und Schnauzbärte der Menschen, die „nur einmal kurz“ in den Westen wollen. Und obwohl die Komik nie ins Clowneske kippt, bleibt den Zuschauern an manchen Stellen das Lachen im Halse stecken: Spätestens in dem Moment, in dem ein übereifriger Grenzer zum Gewehr greifen will, führt der Film vor Augen, wie leicht die Geschichte eine andere Wendung hätte nehmen können. Was für ein Glück, bringt es Hauptdarsteller Charly Hübner auf den Punkt, dass am 9. November 1989 der Pragmatiker Harald Jäger an der Grenze Bornholmer Straße das Sagen hatte.