Arbeitsmarkt: Zwischen Fachkräftemangel und Stellenabbau

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Fachkräftemangel bleibt zentrales Thema

Der Fachkräftemangel in Deutschland spitzt sich weiter zu und betrifft zahlreiche Branchen. Besonders gefragt sind qualifizierte Arbeitskräfte im IT-Bereich, Gesundheitswesen, Ingenieurwesen und im Bildungssektor. Laut aktuellen Zahlen fehlten bereits im Oktober 2024 über 530.000 qualifizierte Fachkräfte. Die Ursachen liegen vor allem im demografischen Wandel – viele Babyboomer gehen in Rente, während zu wenige Nachwuchskräfte nachrücken. Hinzu kommen die digitale Transformation und eine mangelnde Abstimmung zwischen Bildungssystem und Arbeitsmarkt. Unternehmen reagieren darauf, indem sie verstärkt um qualifizierte Mitarbeitende werben und bessere Arbeitsbedingungen bieten. Für Bewerber:innen in Mangelberufen ergeben sich dadurch attraktive Karriereperspektiven und eine starke Verhandlungsposition1.

Industrie unter Druck – Stellenabbau nimmt zu

Im Gegensatz zu den Mangelbranchen steht die deutsche Industrie unter erheblichem Druck. Prognosen zufolge droht bis Ende 2025 ein Verlust von rund 100.000 Arbeitsplätzen im verarbeitenden Gewerbe. Bereits im vergangenen Jahr mussten 70.000 Industriearbeiter ihren Arbeitsplatz aufgeben. Die Gründe sind vielfältig: Umsatzeinbrüche in Schlüsselbranchen wie Elektrotechnik, Metall und Automobilindustrie, steigende Energiekosten und eine schwächelnde Konjunktur. Seit 2019 schrumpfte die Beschäftigtenzahl in der Industrie um mehr als 140.000 Stellen. Die Beschäftigungsentwicklung reagiert dabei oft verzögert auf die wirtschaftliche Lage, da Unternehmen Stellenabbau möglichst lange hinauszögern2.

Arbeitslosigkeit steigt – schwache Konjunktur spürbar

Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist im Juni 2025 im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Die Bundesagentur für Arbeit meldet 2,914 Millionen Erwerbslose, das sind 188.000 mehr als im Juni 2024. Die Arbeitslosenquote bleibt stabil bei 6,2 Prozent. Die konjunkturelle Schwäche hinterlässt deutliche Spuren: Die Bereitschaft der Unternehmen zu Neueinstellungen ist gering, und das Wachstum sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung stagniert3.

Neue Arbeitsmodelle, Digitalisierung und Gehaltsentwicklungen

Hybride Arbeitsmodelle und Homeoffice etablieren sich

Die Arbeitswelt in Deutschland wird zunehmend von hybriden Arbeitsmodellen geprägt. Für viele Unternehmen ist die Kombination aus Homeoffice und Präsenzarbeit zum Standard geworden. Diese Flexibilität erhöht die Zufriedenheit und Produktivität der Beschäftigten und ermöglicht eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Arbeitgeber profitieren zudem von geringeren Bürokosten und können Büroräume gezielter für Teamarbeit und kreative Projekte nutzen4.

Künstliche Intelligenz verändert Berufsbilder und Gehälter

Künstliche Intelligenz (KI) sorgt für einen tiefgreifenden Wandel der Arbeitswelt. Arbeitnehmer:innen mit KI-Kompetenzen profitieren von deutlich höheren Gehältern – laut einer aktuellen Studie stiegen die Löhne für diese Gruppe global um 56 Prozent im Jahr 2024. KI-Kenntnisse werden auch in traditionellen Branchen immer wichtiger, und das Anforderungsprofil vieler Berufe verändert sich rasant. Praktische Fähigkeiten rücken zunehmend in den Vordergrund, während formale Abschlüsse an Bedeutung verlieren5.

Gehaltssteigerungen und gesetzliche Änderungen ab Juli 2025

Ab Juli 2025 gibt es für viele Beschäftigte positive finanzielle Veränderungen:

  • Rentnerinnen und Rentner erhalten 3,74 Prozent mehr Rente. Bei einer Standardrente bedeutet das ein Plus von rund 66 Euro im Monat.
  • Pflegekräfte profitieren von höheren Mindestlöhnen: Pflegefachkräfte erhalten mindestens 20,50 Euro pro Stunde, qualifizierte Pflegehilfskräfte 17,35 Euro und Pflegehilfskräfte 16,10 Euro.
  • Auch die Entschädigungsrenten für Opfer des SED-Regimes steigen deutlich an