3096 Tage – Die Geschichte der Natascha Kampusch im Kino

© 2013 Constantin Film Verleih GmbH/Jürgen Olczyk

„Häschen in der Grube saß und schlief.“ So in etwa nimmt man den autobiografisch angehauchten Film 3096 Tage wahr. Knapp anderthalb Stunden sitzt man vor der Leinwand und wartet auf den großen Knall. Nix da! Stattdessen gespickt mit Fehlern, die man im Allgemeinen Anfängern verzeihen könnte, ist der Film bestenfalls im Endergebnis mittelmäßig.

Ja, es ist furchtbar, dass Natascha Kampusch acht lange Jahre eingesperrt, gepeinigt und misshandelt wurde, aber der Film schafft es leider nicht, dem durch die Medien inzwischen vielleicht auch voreingenommenen Zuschauer die Qualen zu vermitteln. Das fängt bereits bei der mangelhaften Synchronisation an. „Gehorche – gehorche – gehorche“ … hört man, „obey – obey – obey …“ sieht man. Jedes C-Movie wird besser synchronisiert. Aber das ist nur ein Beispiel von vielen. Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen das angefangene Drehbuch von Bernd Eichinger noch ein wenig „reifen“ oder gar unvollendet zu lassen und nicht bereits wenige Monate nach seinem Tot im Januar 2011 mit der Arbeit daran fortzufahren und viele Dinge, so scheint es, übers Knie zu brechen.

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Natasha und ihr Entführer Wolfgang Priklopil auf dem Weg in den Baumarkt. (© 2013 Constantin Film Verleih GmbH/Jürgen Olczyk)

Es wird gesagt, dass sich Regisseurin Sherry Hormann (Wüstenblume) sehr behutsam und ohne Effekthascherei des Themas angenommen habe. Vielleicht war es doch ein wenig zu behutsam und ein paar Effekte mehr hätten dem Außenstehenden die Geschichte vielleicht auch etwas näher gebracht. So ist dieser Film leider ein Film wie jeder andere und nichts besonderes. Und am besten kommt hier vielleicht noch die kleine Amelia Pidgeon weg, die im Gegensatz zur restlichen Besetzung keinerlei Schauspielerfahrung mitbrachte. Sie macht ihren Job als junge Natascha einfach am besten. Zum Beispiel wenn sie sich mit ihren Fantasiefiguren hinsetzt oder wenn sie von Priklopil in die Ecke gedrängt und misshandelt wird. Das Mädchen hat Talent.

Dahingegen kommen Antonia Campbell-Hughes als ältere Natascha und Thure Lindhardt als der Entführer Wolfgang Priklopil viel zu blass rüber. Das ist weder Psychoterror noch „Jekyll & Hyde“. Das ist „wischiwaschi-im-Kreis-gelaufe“. Und als wäre das nicht schlimm genug, wird bei Natascha im fortgeschrittenen Alter das Augenmerk viel zu sehr auf sexuelle Elemente gelenkt; und auch wird nicht ganz klar, warum sie plötzlich so viele Freiheiten hat und doch gleichzeitig die angeblich Unterwürfige mimt. Leider erst nach dem Film kommt die Info und die Erkenntnis, dass die eigentliche chronologische Abfolge eine ganz andere war. Damit wäre auch geklärt, warum der Film so viele Ungereimtheiten in sich birgt. All das und noch vieles mehr ist wirklich sehr schade, denn das Thema an sich ist echt interessant.

Fazit: Scheinbar hat sich das große Team unter der Regie der Constantin Film ein wenig zu sehr bemüht und dabei Fehler eingebaut, die ein Bernd Eichinger mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht gemacht hätte. Das hinterlässt einen faden Beigeschmack, der nicht hätte sein müssen.